„Nie wieder arbeitslos werden“

Von Arbeit, Ärger und von Träumen: Mitten in das Durcheinander um die Arbeitsmarktpolitik platziert das Förderwerk eine Bilanz – sie erzählt von Menschen, die sich mit viel eigener Mühe und fachlicher Anleitung wieder ins Arbeitsleben integrieren

Bremen taz ■ Es geht ans Herz, und das soll es auch. Im Geschäftsbericht des Förderwerks, den Bremens größter Organisator öffentlich geförderter Beschäftigung in dieser Woche vorgelegt hat, stehen Sätze wie: „Ich möchte nie wieder arbeitslos werden.“ Oder: „Ich wünsche mir eine feste Arbeit.“ Oder: „Wenn man trinkt, denkt man meistens, das hat alles sowieso keinen Sinn. Wenn man einen Job kriegt, bekommt man Selbstvertrauen.“ Und: „Am liebsten würde ich mit dem Raumschiff fliegen, um die Erde mal von oben zu sehen.“

All das sagen drei von 380 Menschen, die über das Förderwerk im vergangenen Jahr Arbeit bekommen haben. Es sind Geschichten von Menschen, die ganz offen bekennen: „In einem normalen Betrieb muss man schneller arbeiten.“ Menschen, die genauso offen erklären, dass sie das nicht schaffen würden. Und doch erledigen sie ihre Arbeit, mit Unterstützung von rund 60 Anleitern und Sozialpädagogen.

Bald haben sie dazu vielleicht keine Chance mehr, und das ist einer der Gründe, warum das Förderwerk seine Jahresbilanz so offensiv gestaltet. Denn in Zukunft sollen vorwiegend die Menschen gefördert werden, die für schneller vermittelbar gehalten werden, die Leistungsstärkeren also. Gleichzeitig soll es im kommenden Jahr noch mal weniger Geld im Bereich der Arbeitsbeschaffungs- und andere Fördermaßnahmen geben.

Schlechte Zeiten also für Menschen wie Rolf Domschke. Er hat 17 Jahre getrunken, jetzt ist er trocken, die Arbeit beim Förderwerk, sagt er, hilft ihm dabei. Er traut sich viel zu, inzwischen auch wieder die eigenen Träume: Er ist der Mann nahe dem Mond.

Schlechte Zeiten kommen aber auch auf die zu, die von der Arbeit der Förderwerkler profitieren. „Das wäre fatal“, erklärt zum Beispiel Jürgen Bühring von der Gewoba auf die Frage, was aus den Hochhäusern in Tenever ohne den Concierge-Service würde. Hier vermitteln Förderwerk-Leute bei Streitigkeiten im Haus, auch mal zwischen Mietern und Gewoba und geben ein Gefühl von Sicherheit. „Der Vandalismus würde ohne Concierge wieder zunehmen“, ist sich Bühring sicher.

Die Förderwerk-Bilanz ist ehrlich. Auch davon, dass die Zusammenarbeit mit den Concierges „schon verbesserungswürdig“ wäre, darf der Gewoba-Mann erzählen. Dass das Geld mehr sein könnte, findet ein Teilnehmer, dass die Arbeit für sie körperlich fast zu anstrengend sei, erzählt eine Teilnehmerin – unterm Strich setzen sich auf den 32 Seiten Mosaiksteinchen zu einem Bild davon zusammen, wie ein Miteinander von Stärkeren und Schwächeren, von Institutionen und Einzelschicksalen, von Chefs und Arbeitnehmern funktionieren könnte, dass Geduld vonnöten ist, etwas Verständnis und eben auch das Hinnehmen von Unannehmlichkeiten.

11,3 Millionen Euro bewegte das Förderwerk im vergangenen Jahr. 30 Prozent der Mittel stammen vom Arbeitsamt, weitere 40 von Land und Kommunen – und „immerhin knapp 30 Prozent aus eigenen Erlösen, die durch die von uns angebotenen Dienstleistungen erwirtschaftet wurden“, heißt es im Bericht.

Wie es nun weitergeht, ist völlig unklar. Aber die „Notwendigkeit, langzeitarbeitslose Menschen zu integrieren“, bleibe, formuliert der Verband Bremer Beschäftigungstrager (VBB), dem auch das Förderwerk angehört. Ganz unklar sei zudem, was in der Übergangszeit passiere. Der Verband fordert eine Fortführung der bestehenden Beschäftigungsprojekte, denn „zur Zeit ist nicht absehbar, wann der Vermittlungsausschuss zu welchen Einigungen kommt und die neuen Gesetze in Kraft treten werden“. Susanne Gieffers