Träumen von einer besseren Uni

„Zum Sparen gibt es keine Alternative“, meint Wissenschaftssenator Flierl. Das sehen die Studenten anders und entwickeln ihre eigenen Ideen. Fraglich ist, ob die über den Seminarraum hinauskommen

von RUDI NOVOTNY

Nein zu Studienkonten, nein zu Kürzungen: So lauten bisher die Forderungen der Studenten. Weil sich Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) davon wenig beeindruckt zeigt, wollen die Studenten es dabei nicht belassen. „Nur dagegen sein, reicht auf die Dauer nicht“, sagt etwa Christoph Lüttmann, Mitglied des Studentenbündnisses OSI-Kritik. „Wir müssen Alternativen zu den Sparplänen bieten.“ Das wissen auch seine Kommilitonen: Mit selbst organisierten AGs und Seminaren wollen sie fit werden für die Auseinandersetzung um die öffentliche Meinung.

Eines dieser Projekte befindet sich im FU-Gebäude „Silberlaube“ in Raum 23/123. Seit 10 Uhr sitzen hier ungefähr 30 Studenten an wabenförmigen weißen Tischen und versuchen in einem Seminar mit dem wolkigen Titel „Zukunftswerkstatt“, auf Papierbögen eine bessere Universität zu entwerfen. In der Mitte des Raums steht Finn Hummel, im 5. Semester Student der Erwachsenenbildung. Er moderiert die Gruppe und erklärt, dass das Seminar sowieso stattgefunden hätte. „Aus Solidarität mit den Streikenden haben wir es auf den heutigen Tag gelegt.“ Denn die Thematik passe gut: „Die Situation in den Seminaren.“

Dieser Meinung ist auch Michael, der im zweiten Semester Erziehungswissenschaften studiert: „Wir diskutieren hier über Probleme, Lösungsansätze und Inhalte.“ Bloß rumsitzen wolle er nicht: „Ich möchte mir eine Meinung bilden, mich informieren. Einfach nur Aktionen machen, bei denen nicht gesagt wird, worum es geht, das kommt bei den Leuten schlecht an.“

Auf einem Tisch liegt ein Haufen bunter Pappkärtchen. Sie stammen vom Vormittag, als die Studenten aufschreiben sollten, was ihnen an ihrer Universität nicht gefällt. „Zu wenige Professoren“ steht auf einem, „ranzige Seminarräume“ auf einem anderen. Jetzt, am frühen Nachmittag, geht es darum, was sich die Studenten von ihrer Universität wünschen. In Kleingruppen haben sie Ideen dazu erarbeitet. „Sie sollen da ruhig abheben“, meint Joachim Stary, Dozent und Leiter der Pädagogischen Werkstatt, „das Seminar verläuft nach einer Theorie von Robert Jungk. Es gibt drei Ebenen: erstens die Kritikebene, zweitens die Ideenebene und drittens die Wirklichkeitsebene.“ Je höher Ebene zwei sei, desto höher sei Ebene drei, da, wo man die realistischen Vorschläge herausfiltere.

Michael und seine Gruppe stehen vor der Tafel und geben sich alle Mühe, die Ebene sehr hoch zu legen. Singend, rappend und tanzend führen sie ihre Ideen vor. „Massieren zur Entspannung zwischen den Seminaren“, „jedem Dozent seinen eigenen Synchronsprecher“ – so geht es weiter, fünf Gruppen lang.

Dass sie damit etwas verändern, daran glauben nicht alle hier. „Ich glaube nicht, dass unsere Vorschläge umgesetzt werden“, sagt die Studentin Ariane. „Aber vielleicht merken die Studenten, dass sie selbst etwas machen müssen, statt zu warten, was die da oben befehlen.“