Amerika-Gipfel: Reizthemen und hohe Erwartungen

Vor dem Gipfel der OAS mit Barack Obama tagt in Venezuela die bolivarische Alternative. Mit einem Zückerchen

BUENOS AIRES taz ■ Amerika ist derzeit auf Gipfelhöhe. Am Donnerstag ging in Venezuela der Alba-Gipfel (Alternativa Bolivariana para los Pueblos de Nuestra América) zu Ende. Und am Freitag treffen sich die 34 Staats- und Regierungschefs der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) zu ihrem fünften Gipfel in Trinidads Hauptstadt Port of Spain. Für US-Präsident Barack Obama ist es der erste große Auftritt vor Lateinamerikas Staatschefs.

Der Alba-Gipfel, an dem Venezuela, Kuba, Nicaragua, Honduras, Ecuador, Paraguay, die Dominikanische Republik und Bolivien teilnahmen, wurde 2004 als Alternative zur US-inspirierten Freihandelszone Alca ins Leben gerufen. Auch wenn noch immer ökonomische Schwergewichte der Region wie Brasilien fehlen, macht die Organisation doch Fortschritte. So einigte sich die Alba-Staaten am Mittwoch darauf, den Sucre (Sistema Único de Compensación Regional de Pagos) als gemeinsame Verrechnungseinheit gegen Ende 2009 zunächst in einer Testphase einzuführen. Vorbild des Sucre ist der Euro. Damit soll auf Dauer der Dollar ersetzt werden. Doch bis die Menschen auf den Straßen in Sucre mit Münzen und Scheinen bezahlen können, wird es noch dauern.

Das Treffen diente auch der Vorbereitung des OAS-Gipfels vom 17. bis 19. April auf Trinidad und Tobago. Allein der Auftritt Barack Obamas macht den Gipfel schon spannend. Die Neugierde richtet sich vor allem auf die politische Vision, die Obama anzubieten hat. Die angekündigten Reiseerleichterungen für US-Bürger, die Kuba besuchen wollen, ließen aufhorchen. Wirtschaftspolitisch dürfte die Forderung Brasiliens nach einer stärkeren Einbindung der Schwellenländer in der Krisenbewältigung ein Thema sein.

Kuba selbst wird auch diesmal auf dem Gipfel fehlen. Die Karibikinsel war 1962 auf Druck der USA aus der OAS ausgeschlossen worden. Ihre Wiederaufnahme wird seit geraumer Zeit von vielen lateinamerikanischen Staaten verlangt. Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat angekündigt, er wolle den Ausschluss Kubas zu einem zentralen Thema des Treffens machen. Allerdings sollte Chávez vorher noch einen Blick auf Fidel Castros Internetbeiträge werfen. Darin hat der alte Revolutionsführer die OAS heftig attackiert: „Die OAS hat eine Geschichte, in der sich der ganze Dreck von 60 Jahren Verrat an den lateinamerikanischen Völkern ansammelt.“ Castro hat eine Rückkehr seines Landes in diese Versammlung ausgeschlossen. „Es ist eine Beleidigung, dass uns unterstellt wird, wir wollten in die OAS zurück. Der Zug ist längst abgefahren“, so der Máximo Líder auf der Internetseite www.cubadebate.cu. Für einen Schlagabtausch mit Obama bleibt Chávez aber immer noch das US-Wirtschaftsembargo gegen Kuba. JÜRGEN VOGT