Forza integrazione

Drei Listen kämpfen bei der Wahl zum Integrationsrat vornehmlich um die Stimmen der italienischen Kölner

KÖLN taz ■ Nach den 67.000 Türken sind die rund 20.000 Italiener Kölns zweitgrößte nationale Migrantengruppe. Wie diese treten auch sie bei den Wahlen zum Integrationsrat, die noch bis zum 21. November laufen, mit mehreren Listen an. „Für ein soziales Köln“ (sozial) stuft sich selbst als eher links ein, das Bündnis „Italiani di Colonia“ (ROMA) bezeichnet sich als „überparteilich“ und politisch „gemäßigt“. „C.T.I.M./Europa 2000“ (Italia) soll von der postfaschistischen „Alleanza Nazionale“ (AN) unterstützt werden, deren Chef der stellvertretende italienische Ministerpräsident Gianfranco Fini ist.

„Wir sprechen bewusst keine spezielle Gruppe an“, erklärt Antonella Giurano von „sozial“ und verweist auf die deutsch-italienisch verfassten Wahlflyer und den griechischen Kandidaten auf der Liste. Dennoch sind italienische Migranten die Hauptzielgruppe. „sozial“ setzt sich für zweisprachige Schulen ein. „In den kommenden drei Jahren sollen im Regierungsbezirk Köln 450 ausländische Lehrer entlassen werden“, beklagt Giurano, die seit 24 Jahren in Köln lebt. Für jugendliche Migranten fordert sie eine kompetente Berufsberatung, für Senioren, „eine bislang vernachlässigte Migrantengruppe“, ein multinationales Zentrum. „Das Wahlverfahren zum Integrationsrat ist viel zu kompliziert“, kritisiert sie und befürwortet ein kommunales Wahlrecht für alle Migranten.

ROMA tritt bewusst als nationale Liste an. „Es gibt genug Listen mit mehreren Nationen“, ist Maria Fontanazza überzeugt. Im letzten Ausländerbeirat habe es keinen Italiener gegeben. Dies müsse sich ändern, da die Probleme der einzelnen Nationalitäten sehr unterschiedlich seien. Vorrangiges Ziel sei die Integration aller Altersgruppen. Genau wie „sozial“ will ROMA diese durch Sprachförderung und zweisprachige Schulen erreichen. Für ältere Menschen will Fontanazza ebenfalls eine Begegnungsstätte schaffen. Weiter setzt sich die Liste, bei der Frauen vier von neun Plätzen besetzen, für die Emanzipation der jungen Generation und der Frauen ein.

Als „Monitor der Ausländer“ sieht Mario Di Renzo seine rechtsgerichtete „Italia“-Liste. „Wir wollen Probleme und Defizite aufzeigen“, sagt er. So würden Migranten bei Einstellungen immer noch diskriminiert. Die Rechte des Integrationsrates gehen dem Groß- und Einzelhändler, der seit 40 Jahren in Köln lebt, nicht weit genug. Er fordert eine Quote für Ausländer im Kölner Rat. „Wir müssen Sitz und Stimmrecht im Rat haben.“ Auf die beiden anderen italienischen Listen angesprochen, gibt sich Di Renzo als Wolf im Schafspelz: „Es gibt keine Unterschiede zwischen uns.“ Thomas Spolert