Falsche Feindlogik

■ betr.: „Das gescheiterte Machermodell“, Kommentar von Claudia Pinl, taz vom 11. 4. 09

Es ist schon witzig, dass Frau Pinl ihrem männlichen Feindbild Analysevermögen, Nachdenklichkeit und das Lernen aus Fehlern abspricht, ohne diese Kriterien auf sich selbst anzuwenden.

Kein vernünftiger Mensch bezweifelt, dass es mehr Frauen in Führungspositionen braucht, aber die Kampfansagen und Stilisierungen ihrer Kommentatorin erschweren den Frauen diesen notwendigen Weg eher als ihn zu befördern. Wer der emanzipatorischen Dogmatik verfällt, statt den gleichzeitig von den Männern erwarteten Pragmatismus umzusetzen, macht sich nur der falschen Feindlogik mancher als Zielscheibe empfundener Männer zu eigen. Denn auch diese sind zu einem beidseitigen, kooperativen statt verfronteten, konfrontativen Weg bereit, da er die besseren Ergebnisse verspricht.

Wie wenig unternehmerischer Erfolg und angeblich „weibliche Tugenden“ rein durch die Erhöhung der Anzahl der Frauen im Vorstand zu erreichen sind, kann man ja aktuell an der Schäffler-Gruppe verfolgen. Es ist nicht das Geschlecht – es ist der Mensch. Und die jeweils von Frau Pinl als „männliche“ oder „weibliche“ empfundenen Charakterzüge treten auch vice versa bei Frauen und Männern auf.

FARBOD NEZAMI, Dresden