US-AUSSENMINISTER POWELL BEENDET EINE GLÜCKLOSE KARRIERE
: Nachfolger für den Trottel gesucht

„Er war eine der zentralen Figuren der Außenpolitik dieser Regierung“, analysierte gestern eine überforderte CNN-Reporterin, eine halbe Stunde nachdem bekannt geworden war, dass Colin Powell seinen Rücktritt eingereicht hat. Was eigentlich für die Beschreibung eines Außenministers eine peinliche Aussage ist, hat im Falle Colin Powells schon wieder jene akklamatorische Verlogenheit, die posthume Hochrufe oft auszeichnet. Denn sein Rücktritt war ja gerade deshalb erwartet worden, weil Powell sich innerhalb der Regierung mit keiner einzigen der Positionen, die ihm zugeschrieben wurden, hatte durchsetzen können.

Er war eben keine wirklich zentrale Figur. Wichtig war er als moderates Feigenblatt, um zumindest den Ton für Gespräche mit den widerspenstigen europäischen Alliierten aufrechtzuerhalten. Es war seine persönliche Niederlage, mit dem in die ganze Welt ausgestrahlten Multimedia-Unfug über irakische Massenvernichtungswaffen im UN-Sicherheitsrat Anfang 2003 die Rolle des halbkriminellen Trottels ausfüllen zu müssen. Und es ist doch jenes Bild – Powell, in der Hand ein kleines Döschen mit weißem Pulver, vor den verkniffenen Gesichtern von CIA-Chef George Tenet und UN-Botschafter John Negroponte –, das von Powell in Erinnerung bleiben wird.

Wie noch selten zuvor hat die Bush-Regierung außenpolitische Macht vom State Department auf das Pentagon verlagert. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld war stets einflussreicher als Colin Powell, selbst wenn der in Umfragen oft populärer war. Die militärische und außenpolitische Strategie der USA trug nie die Handschrift dieses Außenministers.

Nichts spricht dafür, dass Präsident George W. Bush Signale der grundsätzlichen Veränderung aussenden könnte – etwa indem er Paul Wolfowitz in die Wüste schickt, Rumsfelds Vize und Architekt des Irakkrieges. Für Powells Nachfolger heißt das, dass sich am begrenzten Spielraum nichts ändern wird. Es sei denn, einer der „Falken“ übernimmt selbst das Außenministerium. Vielleicht eben Paul Wolfowitz. BERND PICKERT