Europäische Waffen

Grenzüberschreitende Fusionen nationaler Rüstungsunternehmen. Heute: EADS und Thales

BERLIN taz ■ Die europäische Rüstungsindustrie ist in Bewegung. Nicht nur die deutsche und die französische Regierung drängeln, sondern auch Firmenvorstände. Die Richtung: Fusionen von Firmen über die Staatengrenzen hinweg. Eine besondere Rolle spielen dabei zurzeit die Unternehmen EADS und Thales – ein Thema bei den deutsch-französischen Wirtschaftsgesprächen heute in Berlin.

Thales ist ein Rüstungs- und Marinekonzern, an dem der französische Staat rund ein Drittel der Anteile hält. Die Regierung in Paris sähe es gerne, wenn dieses Unternehmen mit EADS verbunden werden könnte. Das freilich stößt auf nur beschränkte Gegenliebe der Bundesregierung. In Berlin fürchtet man eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse bei der Airbus-Mutter EADS. Die European Aeronautic Defence and Space Company ist zurzeit fein austariert zwischen deutschen und französischen Interessen: DaimlerChrysler hält rund ein Drittel der Aktien, ebenso wie der französische Staat zusammen mit dem Unternehmen Lagardère. Käme jetzt noch Thales hinzu, hätten die deutschen Manager nicht mehr viel zu sagen.

Zusammenschlüsse von Rüstungsunternehmen werden gerade jetzt diskutiert, weil die Regierungen vor dem Hintergrund knapper Finanzen die Ausgaben für Rüstungsgüter drücken wollen. Da liegt es nahe, Flugzeuge, Schiffe oder Panzer nicht getrennt, sondern gemeinsam zu entwickeln. Deshalb gibt es weitere Fusionsbestrebungen: Nach dem Zusammenschluss der deutschen Werften von Thyssen-Krupp und HdW zu einem Verbund für Kriegsschiffe steht aus Sicht der Bundesregierung nun eine Zusammenarbeit mit den französischen Marinetechnikern an. In diesem Fall gilt: Es gibt ähnliche Probleme wie bei EADS-Thales. Allerdings hätte in diesem Fall die deutschen Seite die Oberhand.

Drittes Fusionsgebiet: die Technik für den Landkrieg. Dabei geht es vor allem um die Firma Krauss-Maffei Wegmann, die den Leopard-Panzer herstellt, und um Rheinmetall, wo man an der Entwicklung eines neuen gepanzerten Truppentransporters arbeitet.

Wie weit die Minister heute kommen, ist ungewiss. Für eine gute Atmosphäre dürften Sticheleien des französischen Finanzministers Nicolas Sarkozy jedenfalls nicht gesorgt haben. Für ihn sei die Wirtschaftspolitik Deutschlands nicht unbedingt Vorbild. Er ziehe es vor, sich an Ländern zu orientieren, die „ein doppelt so hohes Wachstum“ wie Frankreich verzeichneten, statt an solchen, die nur die Hälfte dieses Wachstums hätten.

HANNES KOCH