Monopoly mit der Vielfalt

In Münster startet in dieser Woche eine Ausstellung gegen die Vereinnahmung der pflanzlichen Vielfalt

MÜNSTER taz ■ Wer herrscht in Zukunft über das Saatgut der Welt? Die Kampagne des Eine Welt Forums und der Weltläden „la tienda“ und „weltwinkel“ in Münster unter dem Motto „Wem gehört der Reis?“ soll die Verbraucherinnen und Verbraucher über die fatalen Geschäftspraktiken der Ernährungswirtschaft informieren. Eine Ausstellung, Videoabende mit Dokumentarfilmen und Vorträge werden geboten.

Die großen Agrarkonzerne sind dabei, sich die biologische und genetische Vielfalt in der Landwirtschaft weltweit anzueignen, die so genannte Biopiraterie weitet sich aus. „Zuerst haben die Konzerne Hybridsaatgut gezüchtet, mit dem Versprechen, so den Hunger in der Welt zu bekämpfen,“ sagt Katrin Steiner vom Eine Welt Forum Münster, einem lokalen Netzwerk entwicklungspolitischer Gruppen und Veranstalterin der Biopiraterie-Kampagne. Zwar bringe Hybridsaatgut mehr Ertrag, aber nur im ersten Jahr. Im zweiten und jedem folgenden Jahr sind die Bäuerinnen und Bauern gezwungen, Saatgut bei den Konzernen nachzukaufen und geraten so in eine Abhängigkeitsspirale.

„Begleitet wird diese Geschäftspolitik von einer gezielten Desinformation“, sagt Steiner, „dass der Hunger in der Welt auf ein Verteilungsproblem zurückzuführen ist, verschweigen die Konzerne wohlweislich“.

„Die Konzerne bauen dieses profitable Geschäft durch Einsatz von Gentechnik seit ein paar Jahren noch aus“, sagt auch Landschaftsökologin Annika Ritter. Monsanto zum Beispiel biete gentechnisch verändertes Saatgut in Brasilien an. Die Bäuerinnen und Bauern kaufen dieses Saatgut, weil es anfangs billiger ist, angeblich mehr Ertrag bringt und außerdem als fortschrittlich gilt. „Tatsächlich aber werden sie immer abhängiger“, sagt Ritter. Die gentechnisch veränderten Pflanzen seien gegen ein von Monsanto produziertes Pflanzengift resistent. Unkräuter könnten also während der Wachstumsphase der Sojapflanze intensiv bekämpft werden. „Die Folgen für Natur und Mensch sind allerdings nicht absehbar“, so Ritter. Das verwendete Gift gelange in den Nahrungskreislauf und der Boden werde langfristig derart geschädigt, dass auf den Feldern kein anderes Leben mehr möglich sei. JOE

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