Eiertanz um Käfig

Im Bundesrat steht das längst beschlossene Käfigverbot für Legehennen heute noch einmal zur Disposition

BERLIN taz ■ Hennen müssen womöglich doch nicht in den Käfig zurück: Ursprünglich wollten morgen im Bundesrat 14 Länder das Verbot für Legebatterien aufheben, gestern zeichnete sich aber ab, dass diese Mehrheit für die Lockerung des Tierschutzes wackelt. Laut der Grünen-Abgeordneten Ulrike Höfken sprachen sich bei der Probeabstimmung die meisten Länder dagegen aus. Auch Bayern, bis vor kurzem noch auf Antikurs zu Agrarministerin Renate Künast (Grüne), will die Käfige nun doch abschaffen. „Das haben wir doch immer gesagt“, meinte Bayerns Landwirtschaftsminister Werner Schnappauf (CSU).

Das Käfigverbot hatte der Bundesrat vor zwei Jahren bereits gebilligt, die Legehennenverordnung ist seit März 2002 in Kraft. Ab 2007 ist danach nur noch Freiland-, Boden- und Volierenhaltung erlaubt. In der aktuellen Abstimmung geht es theoretisch denn auch allein ums Schwein. Ihm soll mehr Platz zugesprochen werden, wie es auch die EU fordert – eine entsprechende Richtlinie hätte längst umgesetzt werden sollen.

Agrarministerin Künast schnürte deshalb eine Nutztierhaltungsverordnung. Plötzlich werden Hennen, Schweine und Pelztiere gemeinsam verhandelt: Die Bundesländer witterten ihre Chance. Sie drohten, die Schweinehaltungsverordnung zu blockieren, falls die Käfighaltung für Hennen nicht geändert werde. Dann würde Deutschland allerdings ein Bußgeld der EU drohen. Höfken nannte die Verknüpfung „eine Erpressung“. Auch 80 Prozent der Verbraucher lehnen die Käfighaltung ab.

Sachsen will dennoch eine Verlängerung der Käfighaltung bis 2009. Niedersachsen fordert die Einführung so genannter ausgestalteter Käfige und „Kleingruppenhaltung“. Der Deutsche Tierschutzbund und der Deutsche Naturschutzring kritisierten, die Kleingruppenhaltung sei ein beschönigender Begriff. In den Käfigen würden auf mehreren Etagen pro Käfig 40 bis 60 Hennen untergebracht.

Die „Eierproduzenten verbauen sich ihre Zukunft“, warnte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Denn allein beim größten Lebensmitteldiscounter sei der Anteil an Freilandeiern in den letzten fünf Jahren von 10 auf fast 40 Prozent gestiegen. Auch das Argument, die Hühnerbarone würden ihre Ställe ins Ausland verlagern, ziehe nicht. Schon jetzt importiere Deutschland 3,9 Milliarden Eier überwiegend aus EU-Staaten, die viel mehr Freilandhennen hätten als die Bundesrepublik. DAS, HG