Sanierung geschafft, Verlust fortgeschrieben

Die Bremer Wollkämmerei bekommt 21 Millionen Euro und kann damit ihre Insolvenz fürs Erste abwenden

Bremen taz ■ Die von Insolvenz bedrohte Bremer Wollkämmerei (BWK) ist vorerst gerettet. Das ist das Ergebnis einer außerordentlichen Hauptversammlung gestern in Blumenthal. Die Aktionäre stimmten einer Kapitalerhöhung zu, die im besten Falle 45 Millionen Euro wert sein wird.

Das Sanierungskonzept sieht vor, dass der australische Großaktionär Elders Global Wool Holding weitere 21 Millionen Euro in die Bremen-Blumenthaler AG investiert. Davon werden 16 Millionen Euro in bar eingezahlt, weitere fünf Millionen Euro kommen als Sacheinlagen hinzu. Darüber hinaus haben sich die neun Gläubiger-Banken bereiterklärt, auf Forderungen in Höhe von 10,8 Millionen Euro zu verzichten und fünf Jahre lang vergünstigte Zinskonditionen zu gewähren.

Weitere 15,9 Millionen Euro könnten die Kleinaktionäre zur Rettung der Wollkämmerei beitragen, sagte Firmensprecher Thomas Bolte – wenn sie dem Plan folgend im Rahmen der anstehenden Kapitalerhöhung auf sieben Achtel ihrer Anteile am Unternehmen verzichten.

Die Sanierung war nötig geworden, nachdem der Verlust der Wollkämmerei im Juni dieses Jahres die Höhe des Eigenkapitals um mehr als die Hälfte überschritten hatte. Nach der gestrigen Entscheidung ist das Unternehmen aber noch keineswegs endgültig gerettet. In den Monaten September und Oktober habe man erneut rote Zahlen geschrieben, sagte BWK-Vorstandschef Günther Beier auf der Hauptversammlung. „Und für das kommende Jahr erwarten wir weitere Verluste in Millionenhöhe.“

Den Grund für diese Entwicklung sieht Beier nicht im Standort Bremen – sondern in der „schwierigen Lage“ der Textilindustrie. Es sei zu erwarten, dass mit dem anstehenden Abbau von Handelsbarrieren vermehrt billige Importware aus China auf den hiesigen Markt dränge.

Personal solle bei der Sanierung nicht abgebaut werden, sagte Bolte gegenüber der taz. Die Arbeitsplätze der 280 Beschäftigten seien nicht gefährdet. mnz