Die taz entwickelt sich mit Erfolg

taz Entwicklungs KG nimmt erste Hürde. Und die nächsten Aufgaben stehen an

Ein gutes Jahr liegt hinter der taz. Die letzte Rettungskampagne im Jahr 2000 mit dem Motto „taz muss sein!“ ist drei Jahre her und im dritten Jahr in Folge ist die Auflage, vor allem die Aboauflage der taz, stabil. Im zweiten Quartal 2003 konnten sogar mehr als 50.000 bezahlte Abonnements gezählt werden. Diese Entwicklung ist ungewöhnlich, weil es in der Regel nach Rettungskampagnen mit der Auflage wieder steil bergab ging. Nicht so in den letzten drei Jahren. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Zuerst hat es sicher mit der für die taz allgemein günstigen Lage zu tun. Fragen der Globalisierung und der sozialen Gerechtigkeit bleiben auf der Tagesordnung. Für Antworten und die Suche nach Alternativen ist die taz immer eine gute Alternative.

Auch wenn sie selbst nicht verschont bleibt, profitiert die taz von der Anzeigenkrise der überregionalen Tageszeitungen. Umsatzrückgänge in bisher nicht gekanntem Ausmaß führen zu drastischen Sparmaßnahmen, Personalabbau und Einschränkungen der redaktionellen Angebote. In den vergangenen Monaten haben die anderen überregionalen Tageszeitungen die Abo- und Kioskpreise zudem gleich mehrfach erhöht. All das verbessert die Wettbewerbsbedingungen der taz.

Nicht zuletzt hat die Profilierung des Blattes die Leser in den vergangenen Jahren fester an die taz gebunden. Das vor drei Jahren umgesetzte Schwerpunktkonzept im vorderen Teil wird von uns und den LeserInnen als Gewinn verbucht. Es werden immer wieder besondere Ausgaben mit extra Verkaufserfolgen kreiert. Die „Feindes-taz“ am 27. September etwa zum 25-jährigen Nullnummer-Jubiläum mit der bisher höchsten taz-Auflage überhaupt.

Über das tägliche Angebot hinaus Besonderes zu bieten, gehört inzwischen zum festen Bestandteil der taz. In diesem Jahr war es der Atlas der Globalisierung von Le Monde diplomatique, der mit 90.000 verkauften Exemplaren auch ein finanzieller Erfolg ist.

Das 25-Jahre-Jubiläum der taz ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, ist mit der „Feindes-taz“ gelungen. Der eigentliche Geburtstag wird am 17. April gefeiert, dem Datum der ersten täglichen taz-Ausgabe vor 25 Jahren. Die Vorbereitungen für den Jubeltag haben längst begonnen. Neben kulturellen und politischen Veranstaltungen wird es am 17. April 2004 ein großes Fest im Berliner Tempodrom geben. Also: Termin vormerken.

25 Jahre taz sind ein Ansporn für die nächsten Jahre. Denn wir wollen uns nicht nur vergangener Zeiten erinnern, sondern uns auch um die Zukunft kümmern. In diesem Jahr haben wir uns wichtige Ziele gesetzt und erreicht. Die Gründung der taz Entwicklungs KG mit einem Gründungskapital von einer Million Euro ist ein Erfolg, weil damit als erster sichtbarer Schritt auch die tägliche NRW-Regionalausgabe umgesetzt werden kann. Nach Berlin und Norddeutschland mit Hamburg und Bremen ist die Regionalisierung im größten Bundesland eine weitere Ergänzung der überregionalen Kompetenz der taz. Die taz ist die einzige überregionale Tageszeitung mit einem solchen Angebot speziell für NRW. Zwei Drittel der Auflage der taz erscheinen jetzt mit Zusatzseiten für die Region.

Die taz Entwicklungs KG ist auch deshalb ein Erfolg, weil wir über eine Million Euro Kommanditkapital in diesem Jahr zusammenbringen, ohne die taz-Genossenschaft zu schwächen. Im Gegenteil. Jeder zweite Kommanditist ist Mitglied der taz-Genossenschaft. Und der Zugang neuer Mitglieder ist bei der Genossenschaft stärker als in früheren Jahren. Diese Entwicklung freut uns, sie ist auch notwendig, wenn wir unsere Ziele für die nächsten Jahre erreichen wollen. Neben der taz Entwicklungs KG, für die die Planung in 2004 zwei Millionen Euro neues Kommanditkapital vorsieht, wollen wir uns auch verstärkt um weiteres Kapital der Genossenschaft bemühen.

Wer je daran zweifelte, ob er oder sie mit dem Beitritt zur Genossenschaft eine richtige Entscheidung trifft, kann sich heute sicher sein. Die taz-Genossenschaft, das zeigt sich gerade in der momentanen Zeitungskrise, ist ein Erfolg und Garant für die Unabhängigkeit der taz auch in den nächsten 25 Jahren.

KARL-HEINZ RUCH

Karl-Heinz Ruch, 49, ist Gründungsmitglied der taz und von Beginn an Geschäftsführer