In sieben Minuten

Helga Trüpel kandidiert heute für Brüssel – vielleicht

Heute schlägt die große Stunde der Helga Trüpel (Foto). Die vormalige Bremer Kultursenatorin und derzeitige Oppositions-Abgeordnete und Vize-Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft kandidiert auf einer Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen in Dresden für einen aussichtsreichen Platz auf der Europaliste ihrer Partei. Für die Wahl zum Europäischen Parlament im Juni 2004 werden, natürlich hübsch quotiert, grüne Männer und Frauen auf einer Rangliste platziert. Nur die beiden ersten Plätze sind, dem Vernehmen nach, sakrosankt: Darauf sollen Rebecca Harms, noch Fraktionschefin im Niedersächsischen Landtag, und Daniel „Dany le Rouge“ Cohn-Bendit thronen. Für die meisten übrigen Fahrkarten nach Strasbourg und Brüssel werden von den Partei-Auguren Kampfkandidaturen erwartet.

Den Grünen, berühmt und berüchtigt für innerparteiliche Gemetzel, droht in Dresden ein verwirrendes Personalkarrussel. Immerhin wollen für die „Frauen-Tickets“, also etwa für die Listenplätze 3, 5, 7 und 11 Promis wie die Noch-Parteichefin Angelika Beer, die ehemalige Bundesgeschäftsführerin Heide Rühle sowie die amtierenden Europaabgeordneten versorgt werden.

„Wenn es ein wirklich gutes Ergebnis für uns Grüne gibt“, sagt Helga Trüpel, „dann rechne ich mit bis zu elf Mandaten. Sie lobt die derzeitige Wahlkampagne der Grünen und auch den Auswahlprozess für das politische Personal als „sehr professionell“. Doch auch die Bremer Grüne rechnet mit einem „sehr konfliktreichen“ Parteitag. Ob es Helga Trüpel selbst allerdings auf einen aussichtsreichen Listenplatz schafft, steht in den Dresdner Sternen. Sie will frühestens für Platz 7 kandidieren, macht das aber „von der Dynamik der Versammlung“ abhängig. „Das bleibt wenig kalkulierbar.“ Sieben Minuten Redezeit hat Helga Trüpel, um sich den Delegierten vorzustellen, dann noch einmal drei Minuten, um Fragen zu beantworten. Viel ist das nicht. Und während etwa Niedersachsen 87 Delegierte stellt, reisen aus Bremen gerade mal acht Grüne mit Stimmrecht nach Sachsen. jox