12.500 Schokotaler fehlen noch

Das Frauen- und Lesbenzentrum Schokofabrik ist ein Kreuzberger Erfolgsmodell. Eine Genossinnenschaft will die Gebäude kaufen, noch fehlen 25 engagierte Zahlerinnen. Endgültiger Zahltag ist der 15. Dezember

Die Zeit drängt: Bis Ende des Monats soll der Vertrag zum Kauf der Kreuzberger Schokofabrik unterschrieben werden, und noch fehlen 25 Genossinnen, besser gesagt 12.500 Euro. Dann wäre der Eigenanteil von 60.000 Euro am Bankkredit gesichert. Am 15. Dezember muss die Zahlung bei der Gemeinnützigen Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft GSW eingehen. Dann gehört die Schokofabrik, das größte Frauen- und Lesbenzentrum Europas, ab dem kommenden Jahr der Genossinnenschaft.

Das Gebäude der ehemaligen Schokoladenfabrik ist jede Woche Treffpunkt für rund 1.000 Frauen und Mädchen. Neben einer Sozialberatung bietet es auf sechs Etagen und 1.200 Quadratmetern ein vielfältiges Angebot aus Bildung, Kultur, Gesundheit und Sport für Frauen. Außerdem gibt es einen Schülerinnenladen, den Treffpunkt für Frauen und Mädchen aus der Türkei und das türkische Frauenbad Hamam.

„Jetzt werden also aus Hausbesetzerinnen Hausbesitzerinnen. Unsere Anlaufstelle und unser Begegnungsraum für Frauen aus verschiedenen Ländern, sozialen Schichten und Altersgruppen hat sich durchgesetzt“, sagt Rakibe Tolgay. Die Mitarbeiterin war von Anfang an dabei, als die abrissreifen Gebäude zwischen Naunyn- und Mariannenstraße 1981 von Frauen „instandbesetzt“, später über Mietverträge zum Frauenzentrum Schokoladenfabrik gemacht wurden. Seitdem ist der Verein Ort für frauenpolitische Diskussionen und Netzwerke und bieten Projekte zur Integration an, besonders auch zur Einbeziehung türkischer Frauen und Mädchen.

Als letzten Winter bekannt wurde, dass die GSW die beiden Häuser an der Mariannenstraße 6 und Naunynstraße 72 verkaufen will, überlegte der Verein, ob und wie die Schokofabrik gerettet werden kann. Einige der hier engagierten Frauen dachten schon lange daran, das Gebäude zu kaufen, auch um endlich von öffentlichen Geldern unabhängig zu werden. Dafür haben sie eine Genossenschaft angemeldet. Die Verhandlungen mit der GSW sind unter Dach und Fach, jetzt geht es um die fehlenden Anteile an der Schokofabrik.

„Wir haben bisher 47 Genossinnen zusammen, es fehlen noch ungefähr 25 – je nach Höhe der Beteiligung vielleicht auch weniger“, so Stefanie Hömberg vom Vorstand der Genossinnenschaft. Ab 500 Euro kann frau also Mitbesitzerin der Schokofabrik werden. Um den Kauf zu verwirklichen, nehmen die Genossinnen zunächst ein Bankdarlehen auf, das dann nach und nach durch Genossenschaftsanteile ausgelöst werden muss.

Den Kauf der vier miteinander verbundenen Häuser ermöglichen auch Käuferinnen von Eigentumswohnungen im angeschlossenen Frauenwohnprojekt Naunynstraße 72. Der Verein Frauenzentrum Schokoladenfabrik e. V. wird dann künftig Mieter der Genossinnenschaft sein. Die „Schokotanten“, die seit 2003 Patenschaften übernommen haben, tragen einen Teil der Miet- und Betriebskosten des Vereins. „Die Genossinnen erwerben, die Tanten erhalten die Schokofabrik“, sagt Hömberg.

ULRIKE LINZER

Infos unter Tel. 6152999 oder www.schokofabrik.de. Soli-Party am 26. 11. ab 20 Uhr, Mariannenstr. 6, Kreuzberg