EBERHARD BRANDT, KRITIKER DER NIEDERSÄCHSISCHEN SCHULPOLITIK
: Der Gegenspieler

■ Ist als GEW-Vorsitzender und Schulpersonalrat vom Schulunterricht freigestelltFoto: dpa

Die Geschichte schwirrte eine Weile durch den Raum, aber niemand biss an – bis sie am Montag im Focus stand, dem Nachrichtenmagazin aus München: Eberhard Brandt, der niedersächsische GEW-Vorsitzende und Gegenspieler von Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU), habe jahrelang den „Unterricht an seiner Wolfsburger Schule geschwänzt“. Gegen den Mann laufe „ein Disziplinarverfahren“.

Am Dienstag zog die Bild-Zeitung nach („Ober-Lehrer ein Schule-Schwänzer?“) und rechnete vor, wie viele Stunden Brandt, der als Geschichtslehrer an einer Gesamtschule beschäftigt ist, hätte unterrichten müssen, und wie viele er sich hat freistellen lassen. Die Sache, so die Bild-Zeitung, werde derzeit von der Landesschulbehörde geprüft.

Brandt selbst sagt, dass er von einem Disziplinarverfahren nichts wisse, es somit auch keines geben könne, denn die Betroffenen würden in diesem Falle informiert. „Ich gehe davon aus, das ich alle meine Verpflichtungen erfüllt habe.“ Noch am Tag des Focus-Berichts hat Brandt einen Strafantrag gestellt – wegen „Verbreitung von Falschaussagen“.

Im politischen Hannover wird derweil darüber gerätselt, wer hinter der Indiskretion aus der Landesschulbehörde stecken mag – und ob sie auf Anweisung von höherer Stelle erfolgte. An allen neuralgischen Punkten der niedersächsischen Schulpolitik stellt sich Brandt quer. Will die Landesregierung den ungeliebten Gesamtschulen das Turbo-Abitur verpassen, nennt er das eine „Kampfansage“. Das Ansinnen der Kultusministerin, die Lehrer möchten weniger Teilzeit arbeiten, kontert er mit dem Aufruf an die „Kolleginnen und Kollegen“, sich nicht „einschüchtern“ zu lassen.

Die Staatskanzlei in Hannover sei über den GEW-Mann verschnupft, heißt es aus Oppositionskreisen. In der NDR-Sendung „Menschen und Schlagzeilen“ wurde der sonst so freundliche Regierungschef Christian Wulff (CDU) schmallippig und sprach von „polemischen Briefen“ des „lieben Herr Brandt“. Hinter den Kulissen soll sogar der Satz gefallen sein: „Jetzt mach ich die GEW fertig.“ WIE