Drahtzieher der Istanbuler Anschläge gefasst

Türkische Terrorzelle hatte Verbindung zum Netzwerk al-Qaida. Ausbildung in Bosnien und Afghanistan

ISTANBUL taz ■ Nach den neuesten Erkenntnissen der türkischen Polizei haben die Verantwortlichen der Istanbuler Terroranschläge Verbindungen zum Netzwerk der al-Qaida. „Wir sind Bin Ladens Männer“, soll der 29-jährige Yusuf Polat gesagt haben, der vor fünf Tagen an der türkisch-iranischen Grenze gefangen und am Wochenende den Medien präsentiert wurde. Am Wochenende gestand er vor dem Staatssicherheitsgericht seine Beteiligung an den Synagogenanschlägen. Polat gab an, zusammen mit dem Selbstmordattentäter Mesut Cabuk, 21, im mit Sprengstoff beladenen Kleinlaster zur Beth-Israel-Synagoge im Stadtteil Sisli gefahren zu sein. Dort hätte er den Tatort inspiziert und das Kommando zur Ausführung der Tat erteilt. Polat sagte ferner, dass er nach Teheran wollte, um sich dort mit weiteren iranischen Al-Qaida-Anhängern zu treffen.

Die zehnköpfige Terrorzelle, die die vier Anschläge vorbereitete und ausführte, sei im Juni in Istanbul zusammengekommen. Die Polizei geht davon aus, dass zwei Männer namens Azad Ekinci und Habib Aktas mit Kampferfahrung in Afganistan, Bosnien und Tschetschenien die Gruppe zusammenbrachten und die Bindeglieder zur al-Qaida darstellen. Beide sind flüchtig. Die Grundlage ihrer Agitation sei das Leiden der Muslime im Irak gewesen. Ein hoher Sicherheitsbeamte sagte: „Die Männer sind Handlanger des Al-Qaida-Netzes in der Türkei. Sie waren Überzeugungstäter und machten acht bis zehn Ziele aus. Das Geld kam aus dem In- und Ausland.“ Fast alle Attentäter waren länger befreundet oder verwandt. Gökhan Elaltuntas, 22, der vor der Neve-Shalom-Synagoge starb, wollte zehn Tage nach dem Anschlag seine Hochzeit feiern.

DILEK ZAPTCIOGLU