Ein Herz für Hohmann und Rechtsextremisten

Der Münchner Verleger Fleissner (CSU) kämpft für Solidarität mit Hohmann. Er finanziert auch ein Antisemiten-Blatt

MÜNCHEN taz ■ Als vor einigen Tagen die ersten Solidaritätsanzeigen für den Fuldaer CDU-Abgeordneten Martin Hohmann in großen deutschen Zeitungen geschaltet wurden, da stand der Name Herbert Fleissner ganz oben. Der Münchner Verleger ist Chef der Verlagsgruppe Langen Müller Herbig, die mit einem Umsatz von gut 71 Millionen Euro nicht eben zu den Kleinen im Lande gehört. Darüber hinaus besitzt der 75-Jährige eine ganze Reihe weiterer Kleinverlage oder hält Anteile daran.

Eine dieser Beteiligungen wirft nun ein recht trübes Licht auf Fleissners Solidarität mit dem des Antisemitismus verdächtigen Hohmann. So hält Fleissner mindestens zehn Prozent des Wiener „W3“-Verlags, der das Wochenblatt Zur Zeit herausgibt, das österreischische Pendant zur deutschen Jungen Freiheit, dem Zentralorgan der Neuen Rechten. In Zur Zeit aber wird wesentlich unverhohlener gegen Juden gehetzt als hierzulande. So breitete sich der österreichische Rechtsextremist Friedrich Romig am 14. November über die angebliche jüdische Weltherrschaft und Weltverschwörung aus, die mit der Globalisierung einhergehe. Dabei wollten die Juden, geiferte Romig, ihre Herrschaft „durch die Auflösung aller Gemeinschaftsbindungen“ erlangen, schließlich seien sie „Meister im Aussäen des Zweifels“. Derlei Nazidiktion hatte zuvor schon der ungarische Rechtsextremistenführer Istvan Csurka an gleicher Stelle auswalzen dürfen.

Von Fleissner gibt es keinen Kommentar. Doch es ist wahrscheinlich, dass er über den Inhalt von Zur Zeit Bescheid weiß. Schließlich hat er das Blatt selbst mitbegründet und immer wieder betont, dass nationalkonservative Zeitungen in Deutschland und Österreich „unverzichtbar“ seien. In seinen großen Verlagen veröffentlichte Fleissner auch Werke von Willy Brandt oder Simon Wiesenthal, in den kleinen hingegen immer wieder rechtsextremistische Bücher etwa vom offen rassistischen Claus Nordbruch, der in Südafrika lebt.

Schon 1965 unterstützte Fleissner den späteren DVU-Chef Gerhard Frey, als der die massenhafte Ermordung von Juden in Auschwitz bestritt. Trotzdem gilt er als ehrenwertes Mitglied der Münchner Gesellschaft, dem der SPD-Oberbürgermeister Christian Ude sowohl zum 70. als auch zum 75. Geburtstag öffentlich gratulierte.

Außerdem ist Herbert Fleissner Mitglied der CSU. Der Münchner CSU-Bezirksvorsitzenden und bayerischen Kultusministerin Monika Hohlmeier kommt der Fall Fleissner besonders ungelegen. Erst vor wenigen Tagen flog ein weiteres Münchner CSU-Mitglied als Angehöriger des rechtsextremen Vereins „Demokratie direkt“ auf, und es hieß, in manchen Münchner Ortsverbänden tummelten sich Ultrarechte. Daraufhin ließ Hohlmeier verkünden, „dass für Rechtsradikale kein Platz in der CSU“ sei. Gegen Fleissner will sie jedoch nicht vorgehen. „Das ist keine Angelegenheit der CSU“, teilte ein Hohlmeier-Sprecher mit. JÖRG SCHALLENBERG