Wenn Sägen singen: „Mercury Rev“ im Vorprogramm von Nick Cave
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Auf der Homepage der Plattenfirma von Mercury Rev rührt sich Widerstand. „So was doofes ... Ich will Mercury Rev alleine sehen“, heißt es da. Oder auch: „Stimmt, der blöde Cave soll nach Hause gehen ...“ – „Vor allem soll er keine 40 Euro verlangen.“ Soso. Nicht nur, dass Mercury Rev-Fans nicht auf den Düsterbluesbarden Nick Cave stehen, sie haben offenbar auch keine Lust auf das Kongresszentrum CCH, den Ort dieses ungleichen Doppels, bei dem ihre Helden nur das schnöde Vorprogramm sein sollen.

„Als die noch im Knust gespielt haben“, ist folglich auch zu lesen – und ein anderer Fan hält das Ganze sogar für „eine skandalöse Verdrehung der Tatsachen“. All diesen Fans möchte man zurufen: Ihr habt natürlich recht! 40 Euro sind viel Geld – und Nick Cave hat vielleicht wirklich seine besten Tage hinter sich. Trotzdem solltet Ihr nicht den Fehler machen, euch von Cave, CCH und den teuren Karten abschrecken zu lassen. Steht zu eurer Band!

Seit dem 1998 erschienenen Album Deserter‘s Songs gilt die Band um Sänger Jonathan Donahue nämlich als das so ziemlich feinste, opulenteste, tragischste und verschwenderischste, was die Rockmusik zu bieten hat. Ihre Alben wie etwa das Meisterwerk All Is Dream loten die feine Grenze zwischen Kunst- und Rockmusik aus, spielen mit den Brüchen aus Laut und Leise, lassen Orchesterstreicher und Orgeln jubeln – und Sägen singen. Und über allem, geisterhaft, aus den tiefen dunklen Wäldern der Catskill Mountains, das verträumte Falsett von Jonathan Donahue.

Im Januar des nächsten Jahres erscheint das neue Album The Secret Migration. Einen Vorgeschmack kann man nun im CCH 3 bekommen, zwar nur im Vorprogramm, aber immerhin: Mercury Rev kriechen nicht jedes Jahr aus ihren Wäldern.

MARC PESCHKE

So, 20.30 Uhr, CCH 3