Der König der Löwen wird weggebissen

Nach der jämmerlichen Leistung gegen das DFB-Team verliert Kameruns Trainer Winfried Schäfer seinen Posten

Damals, als vor knapp drei Jahren alles begann, schienen sich da tatsächlich zwei gesucht und schließlich auch gefunden zu haben: Auf der einen Seite Winnie Schäfer, der wilde, löwenmähnige Trainer aus Deutschland, auf der anderen die unzähmbaren Löwen, also die Fußball-Nationalmannschaft Kameruns. Und wie sehr das passen sollte, zeigte sich sogleich beim Afrika-Cup. Kamerun gewann den Pott, in Yaounde, der Hauptstadt, tanzten die Menschen vor Freude auf der Straße – und Staatspräsident Biya pinnte Schäfer den „Orden des Löwen“ an die vor Stolz geschwellte Brust. Es war die Zeit, als alles wie im Märchen war – und die taz Winfried Schäfer fragte, ob er sich denn nun wie der König von Kamerun fühle. „König von Kamerun ist doch Quatsch. Da passt das mit dem König der Löwen schon eher, wegen meiner Löwenmähne“, hat Winnie damals geantwortet.

Am späten Mittwochabend in Leipzig sah „Winnie Wahnsinn“, als der er einst wegen seiner Veitstänze an der Seitenlinie firmierte, gar nicht mehr wild aus, sondern nur noch müde. Es sollte sein letzter Auftritt als Löwenkönig sein – und Schäfer wusste das, als er vor die Presse trat. 0:3 verloren hatte Kamerun gerade gegen Deutschland, als „blamabel“ empfand das nicht nur der Trainer, sondern auch Verbandspräsident Mohamed Iya. „Man kann keinem in Kamerun diese Leistung verkaufen“, sagte der. Dann nahm er dem Löwenkönig sein Königreich.

Fußball geht so – und es half da auch nichts, dass Schäfer noch ein letztes Mal darauf hinweisen durfte, mit welch schrecklichen Bedingungen er es in Kamerun zu tun hatte. Auch unmittelbar vor dem Spiel in Leipzig soll es mal wieder Streitigkeiten wegen ausstehender Prämien in der Mannschaft gegeben haben, kurzfristig, so hieß es, habe das Team gar einen Boykott der Partie in Erwägung gezogen. „Wir hatten nicht mal eine Spielersitzung. Das ist disziplinlos. So kann man nicht auftreten“, schimpfte Schäfer.

Nun sind all diese Dinge nicht wirklich neu im Fußball in Afrika, Schäfer selbst hat seine Zeit in Kamerun ausreichend dazu genutzt, auf sie aufmerksam zu machen. Nicht neu ist allerdings auch, dass Kamerun, 2000 in Sydney Olympiasieger, als das afrikanische Land mit dem größten fußballerischen Potenzial gilt, auch Schäfer hat immer wieder vom immensen Können seiner Spieler geschwärmt, von denen die meisten in den europäischen Top-Ligen ihr Geld verdienen. Nur in der Nationalmannschaft haben sie das zuletzt nicht mehr so gezeigt, selbst die Teilnahme bei der WM 2006 in Deutschland ist mittlerweile eher fraglich. Da kann man einen Trainer schon mal in die Savanne schicken – und das Märchen vom Löwenkönig vorzeitig beenden.

Geschadet hat Schäfer die Zeit mit Kamerun freilich nicht. Als er vor drei Jahren begann, war er bloß ein abgehalfterter Bundesligatrainer, den keiner mehr wollte. Nun war er kürzlich sogar als Bundestrainer im Gespräch.

FRANK KETTERER