Das Treffen der 20 Häuptlinge

Ab heute treffen sich in Berlin die Finanzminister und Notenbankchefs der 20 wichtigsten Wirtschaftsnationen. Zur Konferenz der G 20 kommen auch Indien, China und Brasilien – Staaten, die für die Weltwirtschaft mittlerweile eine entscheidende Rolle spielen.

Aus der Reihe der neuen Wirtschaftsmächte sind außerdem Argentinien, Mexiko, Südkorea, Indonesien, Südafrika, Saudi-Arabien und die Türkei dabei. Sie wurden nach der Finanzkrise in Asien 1997 eingeladen, an den Treffen der traditionellen Industriestaaten teilzunehmen. Zu dieser alten Gruppe der G 8 gehören unter anderem die USA, Japan, Kanada, Deutschland, Großbritannien und Frankreich, außerdem Vertreter der EU.

In Berlin steht an diesem Wochenende neben dem hohen Ölpreis und dem schwachen Dollar auch eine Initiative auf der Agenda, das internationale Steuerdumping zu verringern. Gerade der Bundesregierung, die dieses Jahr den Vorsitz der G 20 führt, geht es um die internationale Angleichung der Steuergesetze. Denn jedes Jahr werden Milliardengewinne aus Deutschland in Steueroasen wie Mauritius oder die Cayman-Inseln versteckt.

Doch auch die Zukunft der G 20 steht zur Debatte – und damit die Frage: Braucht die Welt ein neues Gremium, um die globale Ökonomie zu steuern? Viele Experten meinen Ja. Die G 8 alleine könnten diese Funktion nicht mehr erfüllen. Deshalb solle das G-20-Treffen zu einem L-20-Treffen ausgebaut werden – L steht für „Leader“. Der bevorstehende UN-Gipfel zur Überprüfung der Millenniumsziele im September 2005 sei eine gute Gelegenheit für diesen Paradigmenwechsel, meint etwa Thomas Fues vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik.

Eine entscheidende Schwachstelle können aber auch diese Überlegung nicht ausräumen: Der Kreis der Reichen würde nur institutionell erweitert, die ärmsten Länder wären wieder einmal nicht beteiligt. Ob aus dem Projekt Weltwirtschaftsrat etwas wird, hängt außerdem von der Bereitschaft der G 8 ab, ihre Exklusivität aufzugeben. Die Wiederwahl der Bush-Regierung in den USA ist da nicht unbedingt ein hoffnungsvolles Zeichen.

HANNES KOCH