Türkische Muslime zeigen Flagge

Knapp 20.000 Menschen demonstrieren in Köln „Für Frieden und gegen Terror“. Es sind vor allem Männer, oft von weit her angereist, die zeigen wollen, dass der Islam eine friedliche Religion ist

Von CHRISTIANE MARTIN

Das gefällt Fritz Schramma: Arm in Arm mit den Grünen-Politikerinnen Claudia Roth und Maria-Luise Beck marschiert er in der ersten Reihe. Gemeinsam für Frieden und gegen Terror. Auf der ersten islamischen Friedensdemonstration Deutschlands. „Diese Demonstration ist bunt - so wie unsere Stadt“, freut sich der Oberbürgermeister. Viele seien gekommen. Das sei ein gutes und wichtiges Zeichen.

Unter dem Motto „Gemeinsam für Frieden und gegen Terror“ hatte die islamisch-türkische Union (Ditib) am Sonntag die Muslimen aus ganz Deutschland aufgerufen, auf die Straße zu gehen und deutlich zu zeigen, dass der Islam nichts mit Gewalt zu tun hat. „Ein wichtiges Zeichen – gerade jetzt“, sagt auch Erdal Motor, einer der knapp 20.000 Demonstrationsteilnehmer. Er spüre als Vorsitzender eines türkischen Vereins in Gummersbach deutlich, wie sich die Stimmung in den letzten Wochen im Land verändert habe. „Nicht jeder Moslem ist ein Terrorist“, sagt er. Und wie alle anderen Religionen stehe auch der Islam für Frieden und gegen Gewalt. „Im Koran heißt es, du sollst nicht töten“, ergänzt eine Frau, die aus Karlsruhe kommt. So wie sie sind viele Muslime von weit her angereist. Die Mehrzahl von ihnen allerdings sind Männer.

Vorurteile wollen sie ausräumen und sich zum Frieden bekennen, zeigen, was Islam eigentlich bedeutet. „Viele Menschen in Deutschland aber auch weltweit wissen viel zu wenig über den Islam“, sagt eine der Demonstrantinnen. Es werde höchste Zeit, sich öffentlich gegen den Terrorismus, der angeblich im Namen des Islam handele, zu bekennen.

„Islam heißt Frieden“ ist so auch die beliebteste Parole der Demonstranten. Und: „Es lebe die deutsch-türkische Freundschaft“. Ordner mit Megaphonen sorgen nicht nur lautstark für einen geordneten Zug, sondern geben auch die Slogans vor. Ditib hat alles generalstabsmäßig durchorganisiert. Auch die Spruchbänder und Fahnen wurden vorher offiziell verteilt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass es überwiegend die rot-weiße Flagge der Türkei ist, die die Demonstranten tragen und freudig schwenken. Die enge Beziehung des größten islamischen Vereins in Deutschland zur Türkei ist unübersehbar. „Das macht nichts. Uns eint das Ziel“, sagen zwei junge Frauen, die von eritreischen Eltern abstammen. „Wir sind Musliminnen und wir wollen zeigen, dass Islam und Terror nicht zusammen gehören.“

Viel bunter als das Publikum ist dann auch die Rednerliste der abschließenden Kundgebung auf dem Hohenzollernring. Politiker verschiedenster Parteien gaben Plädoyers für den Weltfrieden und bekamen viel Applaus.

Pünktlich um 15 Uhr 30 Uhr war alles vorbei. Geordneter Abzug der Demonstranten. Der Ring war wieder frei und nur in den Dönerbuden am Wegesrand herrschte noch reges Gedränge.

siehe brennpunkt SEITE 3