Spielerisch verkrampft

Ein kulturelles Netzwerk hilft Geld sparen und trägt zur Verwirrung der Besucher bei: „Homo ludens“ im Marcks Haus

Ganz so offensichtlich scheint Gerhard Marcks‘ Verbindung zum „spielenden Menschen“ dann doch nicht zu sein. Nur, was dem Bäcker sein Brot, ist dem Museum halt sein Katalog. Und den gilt es kostengünstig zu produzieren – hübsch verteilt auf mehrere Geldgeber. In diesem Fall die Mitglieder des Arbeitskreises selbständiger Kulturinstitute (ASKI). Zeitgleich sind in vier weiteren Städten – in Ulm, Düsseldorf, Stendal und Wiederstedt – Ausstellungen zum gleichen Thema zu sehen.

„Homo ludens“ heißt das Programm, und der ASKI nennt’s eine Gemeinschaftsausstellung. Die allerdings bleibt Stückwerk. Einen Wanderbetrieb wollten die Initiatoren anscheinend nicht auf sich nehmen. Die Bremer kommen demnach nicht in den Genuss eines Gesamtüberblicks. Vielleicht ist dem Museum für Brotkultur in Ulm ein großer Wurf gelungen – dies bleibt im Dunkel verborgen. Es sei denn – der hübschen Marketingstrategie sei Dank –, der Besucher gönnt sich einen der feinen Ausstellungskataloge.

Allzu verkrampft widmet sich das Gerhard Marcks Haus dem Gruppenthema. Und entfernt sich zugleich weit von den theoretischen Vorgaben des Kataloges. Verkündet dessen einleitender Essay noch, man dürfe „Homo ludens“ und den „spielenden Menschen“ keinesfalls verwechseln, straft die Bremer Kuratorin Veronika Wiegartz derart feine Unterschiede mit fröhlicher Ignoranz.

Spielende Menschen im Werk von Marcks – das scheinen nach ihrer Überzeugung vor allem Tanzende zu sein. Ist Tanz ein Spiel? Das mag man hinnehmen. Allerdings: Obwohl diese Kunstform Anfang des 20. Jahrhunderts einen regelrechten Boom erlebte, hatte sie für den Bildhauer offensichtlich keine tragende Bedeutung. Höchstens als Chiffre der Bewegung gestaltete er den Tanz in seinen Figuren: Die Beine über Kreuz – mehr hat Marcks zum Thema nicht zu sagen.

Die Ausstellung bleibt deshalb unverständlich. Zumindest ohne die Kenntnis des theoretischen Überbaus. Tröstlich: Der Besucher dringt auch mit diesem Schlüssel nicht deutlich weiter vor. Es gibt kein Schloss zu dem er passen würde.

Dirk Strobel/bes

Homo ludens – Der spielende Mensch, Gerhard Marcks Haus, bis zum 8. Februar 2004 // Abb.: Tänzerin, 1947, Katalog