village voice
: Schlimmste Erwartungen

Haben DJs erst einmal einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, sind sie bald ständig unterwegs. Von freitags bis montags reisen sie von hier nach dort, wobei selbst dem einfältigsten Vertreter der Schallplatten auflegenden Zunft irgendwann auffällt, dass neben Clubs und Hotelzimmern vor allem Flughäfen Dreh- und Angelpunkte des internationalen DJ-Wesens sind. Jedenfalls erkannte auch Monika Kruse dieses Phänomen und hatte zur Erkenntnisbekräftigung die nicht ganz so originelle Idee, ihrem Label den Namen Terminal M zu verpassen. Dabei hätte sie es eigentlich belassen sollen. Doch weil DJs, zumal solche, die sich von montags bis freitags ständig in Clubs, Hotelzimmern und auf Flughäfen herumtreiben, nur selten Zeit finden, neue, möglicherweise sogar bessere Ideen auszubrüten, griff Monika Kruse ihren alten Einfall noch einmal auf, um ein Konzeptalbum zur andauernden Reisetätigkeit einzuspielen.

Das Werk trägt den schlichten Titel „Passengers“ und wurde gemeinsam von Kruse und ihrem Kollegen Patrick Lindsey produziert. Weil man Lindsey vor allem unter seinem Pseudonym Voodooamt kennt, läuft das Werk nun unter dem Namen „Monika Kruse @ Voodooamt“. Dass sowohl Kruse als auch Lindsey meinen, „@“ sei eine schöne Abwechslung zu weitaus gängigeren Kürzeln wie “&“, „vs.“ oder „feat.“, lässt natürlich Schlimmstes erwarten, zumal das Projekt vor vielen Jahren unter dem weitaus glücklicheren Namen Monika Kruse im Voodooamt firmierte.

Doch zur allgemeinen Überraschung muss man sagen: „Passengers“ klingt bei allen Vorbehalten ausgesprochen flott. Mag der erste Titel „Eternal Moments“ noch an eine schwache Jori-Hulkkonen-Nummer erinnern, so nimmt das Album bald einen ordentlichen Schwenk Richtung Harthouse, Detroit-Techno und Trance, wobei allerhand Percussion, Flächen und Melodiefetzen möglichst effektiv zum Einsatz kommen. Bei „Raingarden“ wird geklöppelt, bei „Funk Frequenz“ gefiltert, und bei „S.W.A.T.“ ordentlich geschoben, was dann mal an Alexander Kowalski erinnert und mal auch an Underworld, wenn keiner singt. Was das nun allerdings mit der Vielfliegerei zu tun haben soll und ob ein Jetlag sich annähernd so anfühlt, wie er in dem Stück „Jetlag“ klingt, bleibt selbst nach mehrfacher Hörprobe schwer zu sagen. Bei weiteren Fragen wendet man sich am besten direkt an Frau Kruse am Terminal M.

HARALD PETERS

Monika Kruse @ Voodooamt „Passengers“ (Terminal M)