Der Wegweiser Klee

Sehr akademisch: Die Kunsthalle Bremen präsentiert den Schweizer Maler als „Lehrer am Bauhaus“

Mit Amtsantritt am Bauhaus in Weimar verbannte Klee konsequent spielerische Elemente aus seinem Werk

Gut hin kommt man jedenfalls zur Klee-Ausstellung in der Kunsthalle Bremen. Da gibt‘s Kombi-Angebote von Bahn und Verkehrsverbund, und die Touristik-Zentrale hat ein Pauschalreisepaket geschnürt – inklusive „1 Mühlencocktail“ und Casinobesuch. Man solle aber, warnen die Werber, nicht den frisch erstandenen Kunstkalender verspielen. Der sei eine „Erinnerung für zu Hause“. Na, wenn so viel spritziger Humor nicht ankommt, was dann?

Aber kommt man in Bremen auch gut hin zu Paul Klee, dem Künstler? Unter dem Titel Lehrer am Bauhaus sollen die „Zusammenhänge zwischen dem theoretisch fundierten bildnerischen Denken in Klees Formen- und Gestaltungslehre und den ästhetischen sowie philosophischen Dimensionen seines bildnerischen Handelns“ erschlossen werden. Daran könnten sogar Dissertationen scheitern. Allerdings hat mit Kunsthallen-Chef Wulf Herzogenrath ein erklärter Bauhaus-Fan das Programm der vorerst letzten substanziellen Klee-Ausstellung diesseits der Alpen entwickelt: Ab 2005 werden viele Werke für Jahre nur noch im neuen Klee-Zentrum Bern zu sehen sein.

Ins Zentrum stellt die Schau 60 der 3.815 Studien, die Klee zur Unterrichtsvorbereitung genutzt hatte: Analysen von Gestaltungselementen wie Farbe, Struktur und Linie. Was putzig sein kann, etwa wenn der Professor das Hakenkreuz zeichnerisch verkantet und rotieren lässt. Doch meist wirken sie akademisch wie Oberlichtprojektor-Folien. Klee selbst bekannte, er habe den Studenten „einen Weg gezeigt“, sei aber „einen anderen gegangen“. Auch der ist in der Ausstellung zu erleben – als Widerspruch zur Bauhaus-Kultur. Die Schule wollte Kunst mit Handwerk und industrieller Formgebung vereinen: Mit dem Klee, der mit introvertierter Eindringlichkeit und graphischer Raffinesse seinen Kosmos zwischen Märchen, Traum und Abstraktion schuf, lässt sich das schwer verbinden.

Tatsächlich verbannte er spielerische Elemente, als er in Weimar anfing. Er fügte stattdessen Linien von unterschiedlichem Charakter und geometrische Grundformen zu Kompositionen wie Stachel der Clowns von 1931. Richtig, diese Radierung könnte die Versöhnung von Form und Inhalt verdeutlichen, einen wichtigen Grundsatz. Nur, diesen und die 127.389 anderen, wer will sie fassen? Es ist, als würde man die Seiten 17, 78 und 239 aus Das Kapital unter Glas präsentieren, daneben Revolutions-Fotos hängen und behaupten, so sei der Marxismus zu verstehen. Woraus für die Klee-Schau folgt: Reinschlendern, Katalog kaufen, durcharbeiten und dann noch mal angucken. Um festzustellen, dass das Wissen meist mühsam in die Werke hineininterpretiert werden muss. JÖRG MEIER

Paul Klee – Lehrer am Bauhaus. Kunsthalle Bremen. Di–So 10–17, Mi bis 21 Uhr. Bis 29.2.2004. www.klee-im-norden.de