„Bluten, bluten, bluten und dafür auch noch zahlen“

Studierende gehen gegen Verwaltungs- und Langzeitgebühren auf die Barrikaden. Uni-Streik begann nach der gut besuchten Vollversammlung

Bremen taz ■ Streik beschlossen, Seminare gesprengt, Verwaltung besetzt. An der Universität Bremen war gestern einiges los. Auf einer Vollversammlung stimmten etwa 1.500 Studierende über einen Uni-Streik ab. Eine „überwältigende Mehrheit“ habe sich für einen Streik ausgesprochen, so Asta-Sprecher Ralf Neubauer. Der Streik der StudentInnen begann umgehend und soll bis zum 12. Dezember dauern.

Grund für den Protest: Ab kommenden Wintersemester sollen StudentInnen jenseits des 15. Semesters Langzeitstudien-Gebühren in Höhe von 500 Euro pro Semester bezahlen, so plant es die Große Koalition. Unmut erregen außerdem die Verwaltungsgebühren von 50 Euro, die die Studierenden künftig pro Semester entrichten sollen (taz berichtete). Das Angebot an der Universität würde immer geringer, die Kosten immer höher, beschweren sich die StudentInnen: „Wir bluten, bluten, bluten und sollen dafür auch noch zahlen“, so Neubauer.

Nach der Vollversammlung zogen die Studierenden durch Vorlesungen und Seminare, um vom Streik zu künden. Die Juristen erwiesen sich dabei als Speerspitze der Revolution: Eine Handvoll Jura-StudentInnen zog zum Verwaltungsgebäude, um es zu besetzen. Ihnen schlossen sich 100 bis 200 Studierende an, die Lärm schlugen, Türen aufrissen, sich auf Bürostühle setzten, die Angestellten von der Arbeit abhielten. Der Rektor der Universität Wilfried Müller sprach etwa eine Stunde lang mit den BesetzerInnen. Er bot ihnen an, gemeinsam zu Bildungssenator Willi Lemke zu gehen und über das Modell der Langzeitgebühren zu sprechen. Anders als die Behörde setzt sich die Unileitung dafür ein, die Höhe der Langzeit-Gebühr von der Anzahl der Scheine abhängig zu machen, die der Studierende in den 15 Semestern gemacht hat. Die Kritik der StudentInnen an den Verwaltungsgebühren teilt Müller nicht: „Sie sind ein Beitrag, um die Finanzkatastrophe zu verhindern.“ Für die kommenden Tage kündigten die Studierenden weitere Protestaktionen an. D. Siegle