Apec-Staaten setzen auf China

21 Pazifikstaaten sprechen sich auf dem Apec-Gipfel für stärkere Handelsliberalisierung und besseren Schutz vor Terror aus. Für wirtschaftliche Dynamik sorgt vor allem China

BUENOS AIRES taz ■ Auf der ersten Auslandsreise von US-Präsident George W. Bush nach seiner Wiederwahl ist deutlich geworden, wie wenig die USA ihren Partnern in der Welt derzeit wirtschaftlich anzubieten haben. So legten die Teilnehmer des Gipfels des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (Apec), das am Sonntag in Santiago de Chile endete, zwar ein Bekenntnis zu mehr Freihandel und für mehr Schutz vor Terrorismus ab. Und die Wirtschaftsminister der Apec-Staaten wurden von ihren Präsidenten beauftragt, in einer Studie Möglichkeiten zum Abbau aller Handelsschranken zwischen den Mitgliedsstaaten bis zum Jahr 2020 auszuloten. Doch bereits 1994 hatten die Apec-Staaten beschlossen, eine Freihandelszone zu errichten – ohne dass man dabei bislang entscheidend voran kam.

So gelang es Chinas Präsidenten Hu Jintao, zum eigentlichen Protagonisten des Gipfels zu werden. In der Woche davor war er mit einer Unternehmerdelegation durch Südamerika gereist. In Brasilien und Argentinien unterzeichneten Hu und die Manager Investitionsverträge und Handelsabkommen. Im Gegenzug verpflichteten Argentinien und Brasilien sich, China in der Welthandelsorganisation (WTO) als Marktwirtschaft anzuerkennen. Das könnte dem asiatischen Riesen nun helfen, Strafzölle erlassen zu bekommen.

Chinas Südamerikaoffensive kommt im richtigen Moment. Zwischen dem Subkontinent und seinen traditionellen Partnern in den USA und Europa kriselt es. Erst kürzlich befand Brasiliens Außenminister Celso Amrim, die von den USA vorangetriebene panamerikanische Freihandelszone sei in Gefahr, weil Washington darauf dränge, dass Brasilien dafür seinen gesamten „wirtschaftlichen Rahmen reformiere“.

Auch die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens zwischen dem Südamerikahandelsblock Mercosur und der EU ist auf 2005 verschoben worden. Dabei hätte das Werk schon vor einem Monat unterschriftsreif sein sollen. In die frei werdende Bresche ist jetzt China gesprungen. Denn im Gegensatz zu Bush und den Europäern hat Hu etwas anzubieten: Investitionen und Handelsverträge im Umfang von mehr als 30 Milliarden US-Dollar kündigte er auf seiner Reise an. Dabei stieg Chinas Handel mit Brasilien bereits im letzten Jahr um 78 Prozent, der mit Argentinien um 123 und mit Chile um 37 Prozent.

Doch nicht alle Unternehmer in den drei südamerikanischen Ländern sind begeistert von der neuen Annäherung an China. Sie fürchten, von chinesischen Billigprodukten überschwemmt zu werden. Glücklich und zuversichtlich zeigten sich hingegen die Agrarproduzenten, die hoffen, schon bald mehr Sojabohnen und Rindfleisch in China absetzen zu können. Eine Vorreiterrolle in Sachen Freihandel nimmt Chile ein. Santiago und Peking wollen jetzt Verhandlungen zur Bildung einer gemeinsamen Freihandelszone aufnehmen. China braucht Südamerika vor allem als Rohstofflieferant: Eisenerz aus Brasilien, Öl aus Argentinien und Kupfer aus Chile.

INGO MALCHER