Feldhamster wird von BoA verschlungen

Der von RWE Power geplante Kraftwerksneubau in Grevenbroich stößt bei Umweltschützern auf erhebliche Kritik

DÜSSELDORF taz ■ Der vom Essener Stromerzeuger RWE Power geplante Neubau eines 2.200 Megawatt-Braunkohlenkraftwerks in Grevenbroich-Neurath ruft die Umweltschützer des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) auf den Plan.

„Dieses 2-Milliarden-Euro-Projekt ist eine Investition in fortgesetzte Umweltzerstörung und Klimaschädigung“, kritisiert Dirk Jansen vom BUND. Mit dem geplanten Neubau werde die „ökologisch verheerende Braunkohlennutzung“ langfristig festgeschrieben, anstatt durch den vermehrten Einsatz erneuerbarer Energien sowie hocheffizienter Gaskraftwerke Klimaschutzziele umzusetzen.

Neben grundsätzlicher Kritik an der unverändert hohen Braunkohlennutzung, dem „klimaschädlichsten aller Energieträger“, bemängeln die Umweltschützer, dass der eingereichte Genehmigungsantrag mögliche Umweltbelastungen verschleiere. So liege die Belastung der Bevölkerung durch gesundheitsschädliche Feinstäube in der Region bereits über dem zulässigen Grenzwert: „Für die betroffenen Menschen steigt durch die Kraftwerksimmissionen das Risiko gesundheitlicher Schäden“, so Jansen.

Zudem verstoße der Neubau gegen Naturschutzvorgaben wie die Wasserrahmenrichtlinie oder die Habitat-Richtlinie der EU. So sei das Kraftwerk in einem „Verteilungsschwerpunkt“ des vom Aussterben bedrohten und deshalb geschützten Feldhamsters geplant. Da jede Störung dieser seltenen Tierart durch die Habitat-Richtlinie verboten sei, sei der Kraftwerksneubau „nicht genehmigungsfähig“.

Bei RWE Power will man von der Kritik des BUND nichts wissen. „Wir haben den Antrag eingereicht und nun wird die Genehmigungsbehörde entscheiden“, erklärt Unternehmenssprecher Manfred Lang. Energieminister Axel Horstmann (SPD) habe jedenfalls schon erklärt, dass er den Neubau befürworte. Außerdem handele es sich beim geplanten Neubau um ein so genanntes Braunkohlenkraftwerk mit optimierter Anlagentechnik (BoA). Damit werde der CO2-Ausstoß im Vergleich zu herkömmlichen Kraftwerken um bis zu 3 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert, so Lang. Die Argumente des BUND hält man im Essener Unternehmen deshalb für naiv: „Wir brauchen die Braunkohle, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“

Unterstützung erhält RWE vom wirtschaftspolitischen Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Gerhard Papke. Der forderte von der Landesregierung in wenig sachlichem Ton, „einige wild gewordene Naturschützer zur Vernunft zu bringen“. Es müsse verhindert werden, dass „einige leere Erdlöcher“ als Blockadeinstrument eingesetzt werden. Dagegen hofft der BUND weiter, dass der Neubau nicht zustande kommt. „Denn der Bedarf und die Sinnhaftigkeit dieser Investition wird doch gar nicht debattiert“, so Jansen. ULLA JASPER