Der Onkel aus Riesenbeck

CDU-Mann vom Land macht bundespolitische Karriere

Rotes Gesicht, große Hände: Karl-Josef Laumann verkörpert das Münsterland. Laumann spricht mit rollendem „R“, wie man das so tut auf den Bauernhöfen in seiner Heimatgemeinde RRRiesenbeck. Im Dezember soll der 47-jährige Sozialpolitiker beim Düsseldorfer Bundesparteitag in die Riege der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden aufrücken. Er soll die Nachfolge des gescheiterten Sauerländers Friedrich Merz antreten, der nicht wieder antritt.

Der gelernte Maschinenschlosser Laumann sitzt seit 1990 im Bundestag. Mit seinem derb-westfälischen Idiom hat er sich einen Namen als Debattenredner gemacht. „Dass ich relativ laut rede, hängt auch mit meinem Beruf zusammen“, hat Laumann einmal gesagt. „Das ist so, wenn man 17 Jahre lang mit Eisen gearbeitet hat.“ Reinhold Sendker, CDU-Landtagsabgeordneter aus Warendorf, hat in den frühen 1970er Jahren gemeinsam mit Laumann bei der Jungen Union angefangen. „Er spricht eine kernige Sprache, die ankommt. Er mag kein Geschwafel“, so Sendker, der den Kollegen deshalb gern zu Parteiveranstaltungen einlädt. „Er kann komplizierte Themen wie Rente und Gesundheitspolitik allgemeinverständlich erklären.“ Die laute Sprache hat Laumann nicht davon abgehalten, still und leise Karriere zu machen. Parteiintern hat ihm das auch Gegner eingebracht. Vor allem Kollegen bei der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) nehmen Laumann übel, dass er die Kürzungspläne in der so genannten „Herzog-Kommission“ mit ausgearbeitet hat. „Der gibt gern den lieben Onkel“, lästert ein führendes Mitglied der CDA-NRW. Doch bei Themen wie der Kopfpauschale sei er eingeknickt.

„Ich bin eher ein Pragmatiker“, sagt Laumann selbst. In einer CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der die Sozialpolitiker ausgehen, eine gute Eigenschaft. Seehofer ist weg. Laumann ist da. Falls die Union 2006 die Bundestagswahl gewinnt, könnte der Münsterländer Minister werden. M.TEIGELER