Mehr Transparenz am Steuer

Wie nachhaltig ist die Automobilbranche? Bewertung durch die Münchener Agentur Oekom Research. Japanische Autobauer landen abgeschlagen auf den Rängen

Sind Autos „nachhaltig“? Handelsübliche Benzin- und Dieselfahrzeuge ganz sicher nicht. Gleichwohl findet man die Aktien von Autoherstellern auch in so genannten Nachhaltigkeitsfonds. Fondsmanager wählen die Wertpapiere für ihre Portfolios allerdings nicht zwingend aus Unternehmen, die in Einzelaspekten durch Umweltfreundlichkeit und soziale Gerechtigkeit auffallen, sondern in der Summe nach dem Prinzip „Best in class“. Das bedeutet: Die börsennotierten Konzerne schneiden innerhalb ihrer Branche besser ab als andere im Vergleich zu weiteren Firmen derselben Branche. Auf diesem Weg finden auch Fahrzeughersteller Zugang zu diesen Fonds.

Die Analysten der Oekom Research AG haben in einem Nachhaltigkeitsrating 20 Autobauer untersucht und die Resultate mit der jeweiligen Aktienentwicklung verglichen. „Die aus Sicht der Nachhaltigkeit führenden Automobilhersteller haben in den vergangenen drei Jahren eine deutlich bessere Aktienkursentwicklung gezeigt als ihre weniger verantwortungsbewussten Wettbewerber“, lautet das Ergebnis der Münchener. Nach ihren Angaben haben dabei die Kurse der zehn besten Unternehmen, darunter BMW und Renault, „zwischen September 2000 und 2003 durchschnittlich um 8,8 Prozent zugelegt“. Die Aktien der zehn nach ökologischen und sozialen Kriterien unterdurchschnittlich bewerteten Unternehmen seien im gleichen Zeitraum hingegen um 9 Prozent gefallen. In dieser Gruppe finde man vor allem Asiaten, etwa die koreanische Firma Kia Motors und Isuzu (Japan).

Noch deutlicher werde das Ergebnis, wenn man die fünf Unternehmen der Spitzengruppe betrachte: Mit einem durchschnittlichen Kurszuwachs von 36 Prozent verzeichneten die führenden Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit eine überdurchschnittliche Entwicklung. „Dieses Ergebnis bestätigt zahlreiche Studien, die zeigen, dass nachhaltiger wirtschaftende Unternehmen finanziell erfolgreicher sind als andere“, so Oekom. Das Rating zeigt beispielsweise BMW und Renault „auf den Toppositionen“: „BMW konnte entgegen dem allgemeinen Trend allein in 2002 etwa 4.000 Arbeitsplätze schaffen und ist zudem branchenweit im Bereich Recycling führend“, so Johannes Nikolopoulos, Analyst bei Oekom Research. Renault überzeuge etwa durch niedrigere Verbrauchswerte. VW kommt auf Rang 6.

Das schlechte Abschneiden mancher Unternehmen liegt nicht zuletzt an mangelnder Firmentransparenz. So fährt zum Beispiel Porsche nur auf einem schwachen Rang 17. Man habe schlechterdings „keine Informationen“ erhalten, so Johannes Nikolopoulos. Diese Strategie ist jedoch nicht unbekannt: Der Hersteller von Luxuskarossen ist allein deswegen nicht im DAX vertreten, weil er sich weigert, die von der Frankfurter Börse geforderten Quartalsberichte zu liefern.

Ähnlich die Japaner: Isuzu baut zwar unter anderem schwere Geländewagen, was die Umweltperformance drückt. Doch auch andere japanische Autobauer landen auf unteren Rängen, obwohl großvolumige Fahrzeuge mit hoher Leistung und schlechten Umwelteigenschaften meist nicht im Vordergrund ihrer Produktion stehen. Die Umweltdaten seien „nicht mal so schlecht“, so der Analyst Nikolopoulos. Aber es sei mit der Transparenz im Land des Lächelns durchweg schlecht bestellt. Begehre man Auskunft über Sozialdaten der Mitarbeiter, stoße man „auf eine Mauer des Schweigens“. Da man sie somit auch nicht positiv bewerten könne, sackten sie in die Riege der Schlusslichter. A. LOHSE

Oekom Research AG, Goethestr. 28, 80336 München