Ob rot oder braun...

Muslimische „Menschenrechtler“ aus Duisburg schreiben ihr Flugblatt bei der DVU ab. Auch mit der Antifa kooperiert die „Human Dignity und Rights“

VON NATALIE WIESMANN

Seit an Seit mit linken Gruppierungen will auch die in Duisburg ansässige muslimische Vereinigung „Human Dignity and Rights“ (HDR) am Samstag in Duisburg den Aufmarsch der Neonazis verhindern. „Die HDR hat bei uns eine Gegendemonstration angemeldet“, bestätigt Gerhard Pape, Pressesprecher der Duisburger Polizei. Doch die so genannte Menschenrechtsorganisation steht unter dem Verdacht, Handlanger der DVU zu sein.

In einem Flugblatt vom Mai 2004, das der taz vorliegt, übernehmen die „Menschenrechtler“ wortwörtlich einen Artikel von Freys Nationalzeitung mit dem Titel „Geheim – Wie wir die israelische Armee aufrüsten. Deutsche Waffengeschenke in Milliardenhöhe.“ Nur das „wir“ wurde von den überwiegend türkischstämmigen Mitgliedern mit „Deutschland“ ersetzt. In ihrer Selbstdarstellung hat sich die HDR, die über 100 Mitglieder zählt, dem Kampf gegen Rassismus, Rechtsradikalismus und ethnische Diskriminierung verschrieben. Doch für antisemitische Kampagnen scheint sich die Organisation auch mit dem „Deutschland den Deutschen“-Vertreter Frey kurzzeitig verbrüdern zu können. Da stört anscheinend auch nicht, dass in der gleichen Ausgabe der Nationalzeitung, aus der die HDR ihr Flugblatt abgeschrieben hat, mit derselben blutroten Kopfzeile „Millionen Türken wollen nach Deutschland – in Slums warten sie auf den EU-Beitritt“ steht.

Öffentliche Aufmerksamkeit erhielt die 1996 gegründete Organisation vor allem durch ihren Einsatz gegen das französische Kopftuchverbot und als Anmelderin von pro-palästinensischen Demos. Seit einigen Monaten sind im Zusammenhang mit dem verbotenenen Islam-Kongress in Berlin auch die Verbindungen des HDR mit der fundamentalistischen Islamischen Gemeinschaft Milli Görus bekannt (IGMG), so Alfred Schobert vom Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS). Der Wissenschaftler beobachtet seit längerer Zeit die Aktionen der so genannten Menschenrechtsorganisation aus seiner Stadt.

Nicht unter Beobachtung steht die HDR beim Innenministerium in Düsseldorf. „Uns ist Organisation und auch ihre Kontakte zu Milli Görus zwar bekannt“, sagt Sprecherin Dagmar Pelzer. Doch der Verdacht der Verfassungsfeindlichkeit bestünde nicht. „Es sieht nicht so aus, als ob sich das ändern würde“, sagt Pelzer. Auch der Duisburger Staatsschutz, der erst dann aktiv wird, wenn eine Organisation politische Straftaten begeht, hat die muslimische Vereinigung bisher nicht im Visier.

Doch nicht nur nach rechts streckt die so genannten Menschenrechtler ihre Hände aus: Verbündete hat die HDR auch bei denjenigen, die sich als entschiedene Gegner der DVU verstehen. Die imperialistische Kooperiation (AIK), zu der auch das Duisburger Antifa-Komitee gehört, stellt die Vereinigung seit vergangenen Juli auf ihrer Internetseite vor. Unter anderem werben dort beide zusammen für die Aktion „10 Euro für den Widerstand im Irak“.

Dass sich die Antifa nicht dafür interessiert, mit wem sie sich verbündet, hat sie bereits im vergangenen April bewiesen. Auf der Sympathisantenliste im Internet befand sich auf Platz Nummer 98 der bayerische Landesvorstand der NPD, Guenter Kursawe. „Das haben wir nicht gewusst“, sagte Henning von Stoltzenberg vom Duisburger Antifakomitee damals zur taz und strich den bekannten Rechtsextremen von der Liste. Ob bei den Antifaschisten nicht bekannt ist, dass ihre befreundete Organisation HDR von der Nationalzeitung abschreibt, oder ob es ihr egal ist, ließ sich nicht herausfinden.