Gefahr in Verzug

Schwerin will „Dschungelheime“-Gegner Akubuo Chukwudi abschieben, bevor Gnadenausschuss urteilt

Hamburg/Schwerin taz ■ Flüchtlingshelfer aus ganz Norddeutschland befürchten das Schlimmste. Am 30. November endet die Duldung des Nigerianers Akubuo Chukwudi – einen Tag, bevor die Härtefallkommission von Mecklenburg-Vorpommern dessen Antrag auf ein Bleiberecht verhandelt. Weil Chukwudi zu den prominentesten Gegnern so genannter Dschungelheime für Asylbewerber gehört, will ihn die Ausländerbehörde vor einem möglichen Gnadenspruch abschieben, wie Katja Wrage von der „Karawane für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten“ gestern in Hamburg warnte.

Chukwudi hat sich durch seinen erfolgreichen Einsatz gegen Asylunterkünfte in ehemaligen Kasernen der DDR-Armee in Mecklenburg-Vorpommern einen Namen gemacht. Wegen ihrer einsamen Lage weit ab von Ortschaften wurden sie „Dschungelheime“ genannt. Chukwudi ist zudem seit Jahren für die Karawane und eine weitere bundesweite Flüchtlingsorganisation, „The Voice“, aktiv. Jetzt will ihn die Schweriner Ausländerbehörde aus dem Land verfrachten, weil sein Antrag auf politisches Asyl abgelehnt wurde. „Für die lokalen Behörden ist er durch sein Menschenrechtsarbeit zum öffentlichen Feind geworden“, meint hingegen die Karawane.

Helferin Wrage zufolge hätte der Nigerianer Aussicht, vom neuen Zuwanderungsgesetz zu profitieren, da er schon mehr als elf Jahr hier lebt. Doch das Regelwerk, dass langjährig Geduldeten die Möglichkeit auf ein Bleiberecht einräumt, tritt erst in fünf Wochen in Kraft. Schwerin müsse darum, so Wrage, von der Vorgriffsregelung auf das Zuwanderungsgesetz Gebrauch machen. Um Chukwudis Abschiebung aufzuhalten, planen Flüchtlingsräte und Karawane am 29. November einen Aktionstag in allen größeren norddeutschen Städten. EVA WEIKERT