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Aufmarsch mit Fackeln und Springerstiefeln

Größtes Neonazi-Treffen in Schweden seit Jahrzehnten. Die Polizei kümmert sich lieber um die Gegendemonstrationen

STOCKHOLM taz ■ Es war eine der größten europäischen Neonazi-Veranstaltungen in diesem Jahr und die zahlenmäßig massivste nazistische Manifestation seit den Vierzigerjahren in Schweden. So schätzt die antirassistische Netzpublikation „Expo“ die Kundgebung ein, die am vergangenen Samstag in der nahe Stockholm gelegenen Gemeinde Salem stattfand. Zum Gedenken an einen dort vor drei Jahren ermordeten 17-jährigen Skinhead hatten sich mehr als 2.000 Neonazis vor allem aus den skandinavischen Ländern und Deutschland versammelt.

Nach einem Fackelmarsch hielten Vertreter mehrerer Neonazi-Organisationen kurze Reden, in denen teilweise allgemein gegen eine „multikulturelle Gesellschaft“ Stellung genommen, teilweise zu Aktionen aufgefordert wurde und Gewaltdrohungen zu hören waren. Magnus Söderman von der „Schwedischen Widerstandsbewegung“ verkündete das „Ende der Trauer und den Beginn des totalen Widerstands: ab jetzt und heute.“

Ein Sprecher der in mehreren Gemeindevertretungen repräsentierten „Nationaldemokraten“ stellte in Aussicht, dass „Landesverräter wie Regierungschef Göran Persson“ bald ihrer „gerechten Strafe zugeführt“ würden. Gustav Fridolin, Reichstagsabgeordneter der schwedischen Grünen, die zur Teilnahme an einer Gegendemonstration aufgerufen hatten, beklagte, dass die großen schwedischen Parteien auf die zunehmenden neonazistischen Aktivitäten bislang in keiner Weise reagiert hätten. Ulla Hoffmann, Vorsitzende der „Linkspartei“, sprach von der Notwendigkeit einer neuen „politischen Sammlung“ gegen die Neonazis. Ein Sprecher der Sozialdemokraten beschränkte sich darauf, „diese Entwicklung“ zu „beklagen“.

Einige Stunden vor dem Neonazi-Fackelmarsch – der ohne Zwischenfälle verlief – hatte es eine Gegendemonstration gegeben, zu der mehrere antifaschistische Gruppen aufgerufen hatten. Nach deren Ende kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, die zur Auflösung der Kundgebung aufforderte, gleichzeitig aber den Zugang zur S-Bahn-Station blockierte. 15 DemonstrantInnen und 3 Polizeibeamte wurden verletzt.

Ein Polizeiaufgebot von 600 Beamten hatte Salem in eine belagerte Zone verwandelt. Während bei den 500 Antifaschisten teilweise Leibesvisitationen vorgenommen und als Waffen verdächtigte Gegenstände beschlagnahmt wurden, konnten die Neonazis ihre Kundgebung von der Polizei unbehelligt durchführen. Ein von der Gemeindevertretung ausgesprochenes Verbot beider Demonstrationen hatte die übergeordnete Verwaltungsbehörde zuvor aufgehoben. REINHARD WOLFF

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