Sterne im Schiffsbauch

Planetenkoffer, Plüschblume und ein vom Himmel gefallener Pilot: „Der Kleine Prinz“ auf dem Theaterschiff

Auf dem Theaterschiff stirbt der kleine Prinz nicht, sondern kehrt zu seiner Rose zurück

Es kommt nicht auf die Größe an. Wirklich nicht. Höchstens im ersten Moment. Aber haben sich die Zuschauer erstmal daran gewöhnt, dass der kleine Prinz fast so groß ist wie die Erwachsenen, stört es auch schon nicht mehr, dass er eine Frau ist. Trotz grauer Haare spielt sich Bianca Oostendorp als ewiger Junge vom Asteroiden B 612 in die Herzen. Das 2003 als Zusammenschluss freier Künstler entstandene „Bremer Ensemble“ hat unter der Regie von Anke Thiessen das zeitlose Werk von Antoine de Saint-Exupéry auf die Bühne gebracht.

Die Handlung ist bekannt: Ein Pilot (Ralf Knapp) stürzt über der Wüste ab, wo er dem rätselhaften kleinen Prinzen begegnet. In Rückblenden wird erzählt, wie und warum dieser zur Erde kam: Auf seinem kleinen Asteroiden lebte er zusammen mit einer eitlen Rose, die ihn mit kleinen Bösartigkeiten vertrieben hat.

Auf der Suche nach einem wahren Freund fliegt der kleine Prinz durch das Universum. Im Buch nur ein kurzer Trip über fremde nummerierte Asteroiden, wird die Reise auf der Bühne flugs in unser Sonnensystem verlegt und auf die Dauer des halben Stückes ausgedehnt. Dazu gibt der zum Erzähler gewordene Bruchpilot Astronomie-Unterricht: Unterschiedlich große Koffer symbolisieren unsere Planeten, und er erzählt den zumeist kindlichen Zuschauern die wichtigsten geologischen Fakten. Auf den Planeten leben sechs „wunderliche große Leute“, die alle von einem enorm wandelbaren Claus Franke gespielt werden. Auf der Bühne wirken diese Bewohner wie Comic-Figuren: So ist zum Beispiel der Säufer lustig, der Eitle ein bunter Vogel und der Forscher einfach nur langweilig. Ihre Probleme werden ins Lächerliche gezogen, wodurch die melancholisch machende Darstellung des Buches leider verloren geht. Dort sind die Bewohner als einsame tragische Gestalten Karikaturen der modernen Erwachsenen.

Zwar sind die Dialoge der Inszenierung mit dem Buchtext nahezu identisch, doch auch eine weitere wichtige Änderung ist unübersehbar: Auf dem Theaterschiff stirbt der kleine Prinz nicht, sondern kehrt einfach nur zu seiner für ihn einzigartigen Rose zurück, in der er die Freundschaft längst gefunden hat. Sein Ziel ist noch immer ganz nah und noch immer das gleiche – selbst wenn der Weg so sehr verändert wurde. Ulrike Schröder

Theaterschiff am Tiefer, Mo-Mi 9 und 11 Uhr, So 16 Uhr, Karten 7-9 Euro, ☎ 790 86 00