„Alte, dumme Probleme“

Frauen in den Naturwissenschaften

taz: Frau Fischer, wie sieht die Situation von Frauen in den Naturwissenschaften heute aus?

Gudrun Fischer, Herausgeberin des Buches „Darwins Schwestern“: Frauen stehen heute besser dar als noch vor ein paar Jahren. Im Fach Biologie beispielsweise sind mehr als die Hälfte der Studienanfängerinnen Frauen. Dieser Teil schmilzt jedoch im Verlauf des Studiums. Bei den Promovierenden ist das Geschlechterverhältnis noch ungefähr Hälfte-Hälfte, auf der Ebene der Habitilation hingegen gibt es nur noch ganz wenige Frauen.

Gibt es in den Wissenschaften noch viele Vorurteile gegen Frauen?

Vorurteile sind schwer zu fassen. Heute kann kein Dozent mehr den Studentinnen aufgrund ihres Geschlechts vom Studium abraten. Das war in den Achtzigern noch anders. Die Ansicht, Frauen seien zu emotional für rationale Wissenschaft, ist heute überholt. Von einer Gleichbehandlung kann trotzdem nicht gesprochen werden. Frauen haben es schwerer, einen Job zu finden, etwa weil Arbeitgeber weiter davon ausgehen, dass Frauen wegen ihrer Kinder öfter am Arbeitsplatz fehlen. Dabei müssten Väter eigentlich auch zu Hause bleiben, um sich um ihr krankes Kind zu kümmern. Hier gibt es immer noch die alten, dummen Probleme. Gerade Deutschland ist da konservativ.

Wie steht Deutschland im internationalen Vergleich dar?

Weit schlechter als andere Länder, beispielsweise die USA. Auch dort gibt es Probleme, aber die Geschlechter-Schere klafft nicht so weit auseinander.INTERVIEW: SEBASTIAN HOFF

Buchvorstellung: „Darwins Schwestern“, heute 20 Uhr, Frauenzentrum Belladonna, Sonnenstr. 8.