Tugend aus der Not

„FilmInitiativ“ zeigt ab morgen aktuelle Spielfilme aus Afrika. Die Produktionen sind nah am „echten Leben“

Vierzehn Filme aus zehn afrikanischen Ländern, dazu fünf Gäste, Regisseure und Schauspieler – auch die diesjährige, inzwischen achte Afrika-Filmreihe von „FilmInitiativ Köln“ spannt einen weiten cineastischen Bogen über den Nachbarkontinent.

Um gleich einen Film zu nennen, der eins der brutalsten Themen in Afrika – aber leider nicht nur dort – aufgreift: „Source d‘histoire“ rückt die afrikanischen Kindersoldaten ins Bild und gewann auf dem 18. panafrikanischen Filmfestival FESPACO in Ouagadougou den Kurzfilmpreis. Regisseur Adama Roamba, geboren an der vom Bürgerkrieg geprägten Elfenbeinküste, wird bei den Kölner Aufführungen dabei sein. Der 35-Jährige dreht mit Laienschauspielern, auch diesen letzten seiner Trilogie über die Situation afrikanischer Kinder. Alle drei Filme – „Garba“, „Mouka“ und eben „Source d‘histoire“ – sind am 3. Dezember im Kino in der Brücke (Hahnenstraße 6) zu sehen.

Dass sich die europäischen Zuschauer nicht unbeteiligt in ihre Sessel zurücklehnen können, wenn es um Afrika geht, zeigt „Moi et mon blanc“, eine Geschichte, deren humorvolle Aufbereitung die bittere Wirklichkeit eines in Europa illegalisierten Migranten scharf konturiert. Auch „Frontières“ erzählt von Migration, von der Flucht von sieben Afrikanern ins gelobte und verfluchte Europa.

Um die Finanzierung des afrikanischen Kino ist es schlecht bestellt. Das gilt seit den Anfängen vor 40 Jahren bis heute. Doch dieser Umstand bewirkt auch, dass das afrikanische Kino tatsächlich den Problemen der „normalen Leute“ verpflichtet geblieben ist. Die Protagonisten in diesen Filmen werden nicht aus den sozialen, ökonomischen, politischen Realitäten herausgerissen, die den afrikanischen Alltag ausmachen. Aber ihre Filme müssen auch nicht mehr das Laufen lernen, sind nicht mehr das manchmal bemühte, stockende Erzählkino der Pionierzeit. Filmästhetik, Musik, Darstellung, Komposition und Dramaturgie haben ein hohes künstlerisches Niveau erreicht.

Albrecht Kieser

„Jenseits von Europa VIII“, von 30. November bis 8. Dezember, Kino in der Brücke, OFF Broadway und KinoForum Kalk, Termine unter www.filminitiativ.de/afrika8/index.html