Alles Blömer, oder was?

Der designierte Kölner CDU-Chef Walter Reinarz könnte auf dem morgigen Parteitag an der Macht seines Vorgängers Richard Blömer scheitern. Der will seine eigenen Wunschkandidaten durchsetzen

VON FRANK ÜBERALL

Die Einigkeit der Kölner CDU droht noch vor dem morgigen Parteitag zu brechen. Der designierte Vorsitzende Walter Reinarz wird mit Personalvorschlägen bombardiert, die seinen Machtanspruch unterwandern sollen. Außerdem erwägt der bisherige Vize-Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Hermann-Josef Arentz offenbar eine Kampfkandidatur, um seinen Posten zu behalten.

Eine Geheimliste für Vorstandspositionen, die der taz vorliegt, wird von Anhängern Richard Blömers dominiert. Blömer trat wegen des Spendenskandals der Kölner CDU und Ermittlungen gegen ihn als Vorsitzender zurück. Überwiegend stehen aktive Politiker auf der umstrittenen Wahlliste, zum Beispiel die Ratsmitglieder Theresa De Bellis (Innenstadt), Michael Paul und Hartmut Menden (Rodenkirchen), Wolfgang Simons (Lindenthal), Bernd Ensmann (Nippes), Walter Grau (Porz), Ursula Gärtner (Kalk) und Margret Dresler-Graf (Mülheim).

Unter Federführung von Blömers Heimatverband Lindenthal war die Allianz geschmiedet worden, die auch seine langjährigen Weggefährten Klaus Laepple und Lothar Theodor Lemper beinhaltet. Das Personalpaket soll zum Korsett für Reinarz werden – wenn es nicht schon am Donnerstag seinen Aufstieg in der Partei jäh beendet. Denn der hatte gegenüber der taz immer wieder betont, entweder werde sein Vorschlag akzeptiert oder er „werfe die Brocken hin“.

Obwohl sich Arentz selbst gestern nicht zur seiner angestrebten Kampfkandidatur äußern wollte, wurde die heikle Personalie in Kölner CDU-Kreisen bereits heiß diskutiert. Dem erfahrenen Sozialpolitiker wird nachgesagt, er habe als Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Mitglied im Präsidium der Bundes-CDU und Vize-Vorsitzender der Landtagsfraktion bereits genug zu tun. Andere meinen, in den Vorstands-Vorschlägen kämen die Arbeitnehmervertreter zu kurz, da könne Arentz ausgleichen.

Die Wunsch-Spitze der Kölner CDU hat Reinarz trotz aller Angriffe gestern Abend den Vertretern der Ortsverbände vorgestellt. Als Vize-Vorsitzende sollen ihn Carola Blum (OB-Witwe), Gisela Manderla (Frauenunion), Anton Bausinger (Bauindustrie-Lobbyist) und Andreas Köhler (Ratsherr) unterstützen. Der einzige, der im Amt bleiben soll, ist Schatzmeister Peter Jungen. Der war innerparteilich in die Kritik geraten, weil manche ihm nicht glaubten, er habe von den Spendentricks der Vergangenheit nichts gewusst. Offenbar hat er sich dagegen hinter den Kulissen erfolgreich verteidigen können. Der taz sagte er, Blömer habe ihn belogen.