WERBEPAUSE: PROZENTE

Vielleicht ist es die Rabattgesellschaft, vielleicht das Relativitätspostulat der Popkultur, mit Sicherheit aber eine saublöde Werbemasche: 88 Prozent straffende Wirkung verspricht ein austauschbarer Kosmetikmulti seinen ohnehin babyarschglatten Reklamefrauengesichtern, wenn sie sich diese und nur diese Verjüngungscreme ins Gesicht schmieren. Und ein Konkurrent verspricht 22 Prozent weniger Mimikfalten. In nur einer einzigen Stunde. Toll!

Nur wie beim Gott der ewigen Jugend (Wolfgang Joop) das gemessen werden soll, bleibt so unerwähnt wie andernorts die Frage, ob im Piemont Pralinenkirschen wachsen oder Carmagnola-Minze tatsächlich existiert (zu 99 Prozent doppeltes Njet).

Wurden die Falten vorher und nachher gezählt? Vermessen? Von Schönheitschirurgen begutachtet? Im Vergleich zu gestern oder 1904? Im Vorbeigehen oder Doppelblindtest? Mit oder ohne blauer Testflüssigkeit? Von Ärzten oder Ästheten? Schwamm drüber, Prozentzahlen sprechen schließlich für sich. Das kennen wir ja von Wahlen außerhalb der USA: % ist unfehlbar, weil mathematisch.

Also ab mit der Naturwissenschaft ins Hundefutter, das unseren besten Freunden allen Ernstes rund 57 Prozent bessere Zähne verspricht; in Wimperntusche, die 500 Prozent Aufschlag beim Volumen erwirkt (und über 90 Grad schwungvolle Biegung); in ein bizarres Polsterspray, das 75 Prozent weniger Allergene ersprüht; in ein Shampoo, das den Haarbruch um bis zu tief zweistellig reduziert.

Das ist zu 24 Prozent glaubwürdig und zu 73 Prozent werbewirksam. Vor allem aber sehr durchschaubar. Zu 100 Prozent.  JAN FREITAG