„Keine Quote für Migranten“

Die Grüne Ciler Firtina ist überzeugt: Bald werden viel mehr türkischstämmige Politiker Mandate erringen. Sie sollten kooperieren, über Parteigrenzen hinweg

taz: Frau Firtina, nach einem Kongress in der vergangenen Woche wollen sich türkischstämmige Politiker aller Parteien nun stärker vernetzen. Was soll damit erreicht werden?

Ciler Firtina: Gemeinsam werden wir stärker wahrgenommen, als es zur Zeit der Fall ist. Wir können uns in der politischen Arbeit austauschen.Wenn in Stuttgart ein vernünftiger Ratsantrag gestellt wird, dann kann der gleiche Antrag doch auch in Köln eingebracht werden.

Ist es denn überhaupt realistisch, dass Politiker von CDU, FPD, SPD und Grünen zusammenarbeiten? Überwiegen da nicht die Unterschiede?

Ich war anfangs sehr skeptisch, was ich mit jemandem aus der CDU gemein habe. De facto aber liegen wir bei vielen Themen nahe beieinander.

Derzeit gibt es in Deutschland laut der Körber-Stiftung gerade einmal 50 türkischstämmige Politiker. Sind Sie für eine Migrantenquote bei politischen Ämtern?

Nein. Es ist schwer genug für Migranten, in Parteien Gehör zu finden. Die Quote würde die Außenseiterposition verstärken.

Was sollte stattdessen unternommen werden, um mehr Migranten in die Politik zu bekommen?

Die Parteien müssen einsehen, dass die Perspektive der MigrantenInnen wichtig ist. Immerhin haben die Parteien bereits begriffen, dass Migranten auch Wähler sind. Mittlerweile werden sie ja gezielt in wichtige Positionen gebracht. Ich bin mir sicher: Die Zahl der Mandatsträger ausländischer Herkunft wird stark zunehmen.

Gibt es bei der Offenheit gegenüber Migranten Unterschiede zwischen den Parteien?

Es ist für Migranten sicherlich einfacher, bei den Grünen an wichtige Ämter zu kommen als bei der CDU. Doch wenn man es in ein Parteimandat geschafft hat, bedeutet das noch lange nicht, dass man auch als gleichberechtigt anerkannt wird. Auch nicht bei den Grünen.

Beschäftigen sich Politiker mit Migrantenhintergrund vor allem mit dem Thema Integration?

Nicht nur. Wenn wir uns auch in anderen Politikfeldern profilieren, zeigt das, dass wir in der Gesellschaft angekommen sind. Unser Themen sind eben nicht nur Sprachkurse oder das Aufenthaltsrecht.

INTERVIEW: SASCHA TEGTMEIER