Chirac ernennt neuen Superminister

Hervé Gaymard folgt auf Wunsch des Staatspräsidenten dem neuen UMP-Chef Nikolas Sarkozy ins Amt des französischen Wirtschafts- und Finanzministers

PARIS taz ■ Während der neue UMP-Chef Nikolas Sarkozy eine Verjüngung der Politik ankündigt, sieht er selbst im Ministerium, das er gestern verlassen hat, schon alt aus: Dort wird ihn ein Jüngerer ersetzen, auf den sich Jacques Chirac verlassen kann. Frankreichs neuer Wirtschafts- und Finanzminister Hervé Gaymard hat seine komplette politische Karriere im Umfeld des Staatspräsidenten gemacht. Sie begann 1994 als Wahlhelfer für Chirac. Und sie führte ihn an die Spitze von drei Ministerien. Bis gestern war er Agrarminister.

Anders als sein hauptstädtischer Vorgänger stammt der 44-jährige Gaymard aus der Provinz. Und anders als Sarkozy, der zuletzt kräftig die Propagandatrommel in eigener Sache rührte, betont Gaymard oft, wie wichtig der Kontakt zur Basis und die Moral in der Politik sind. Der praktizierende Katholik hat mit seiner Frau Clara acht Kinder. Clara Gaymard besuchte wie ihr Mann die Eliteverwaltungsschule ENA, ist Spitzenbeamtin im Finanzministerium und Tochter des Wissenschaftlers Lejeune, der die Abtreibungsgegner anführt. Trotz seines Glaubens verteidigt Gaymard die Trennung von Staat und Kirche. Eine Abschaffung des Laizismusgesetzes von 1905 – wie Sarkozy fordert – lehnt er ab.

Künftig wird Gaymard die Staatskasse verwalten. Er muss mit einer sinkenden Wachstumskurve umgehen und mit einem Defizit weit über den EU-zulässigen 3 Prozent. Zugleich soll er das präsidentiale Versprechen von Steuersenkungen einlösen. Konfliktstoff kann Gaymard auch von Sarkozy erwarten. Der wäre gern Superminister geblieben und dazu UMP-Chef geworden. Das hat Chirac verhindert. DORA