Struck sorgt sich um Moral der Truppe

Bundeswehrspitze führt neue Missbrauchsfälle auf veränderte Mentalität der Soldaten durch Auslandseinsätze zurück

BERLIN ap/dpa/taz ■ Nach dem Bekanntwerden neuer Misshandlungsfälle bei der Bundeswehr sorgt sich Verteidigungsminister Peter Struck (SPD), ob die Auslandseinsätze das Bewusstsein der Soldaten verändert haben. „Das wäre ein gravierendes Ereignis, wenn einer anfängt, in Coesfeld Afghanistan und Kabul zu spielen“, sagte Struck gestern in Berlin.

Für den heutigen Dienstag hat der Minister die Inspekteure der Teilstreitkräfte nach Berlin bestellt. Inzwischen geht die Bundeswehr vier Misshandlungsvorwürfen nach. In Coesfeld, Ahlen, Kempten und Nienburg an der Weser waren offenbar Soldaten bei nachgestellten Geiselnahmen misshandelt worden.

Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan prangerte in einem gestern veröffentlichten Rundschreiben an die Kommandeure „sinnloses Kujonieren“ von Untergebenen an. Er sei besorgt, dass Misshandlungen von Rekruten in der Truppe „offenbar widerspruchslos hingenommen“ würden.

Es sei zwar notwendig, die „Ausbildung stärker als bisher an den realen Einsätzen auszurichten“. Im selben Maße steige aber die „sittliche Verantwortung und Aufmerksamkeit“, mit der die Kommandeure die Ausbildung begleiten müssten. Die „Risiken eines Einsatzes wie Tod, Verwundung, ja auch das Risiko einer Gefangennahme und Geiselhaft“ würfen Fragen auf, auf die die Ausbildung angemessene Antworten geben müsse. RAB

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