Billiger Wohnen

Köln taz ■ „Obwohl es für unsere Genossenschaft nur Mund-zu-Mund-Propaganda gibt, steht unser Telefon seit Anfang Dezember kaum noch still“, so der Architekt Konrad Müller vom Vorstand der Wohnungsgenossenschaft „WOGE Köln eG“. In Köln sind die meisten der knapp zwei Dutzend Wohnungsgenossenschaften Anfang des vergangenen Jahrhunderts gegründet worden. Ihr Ziel: billigen Wohnraum für Mieterinnen und Mieter schaffen und erhalten. Die WOGE teilt diese Ziel, ist aber erst 1997 gegründet worden. „Sie ist die einzige Neugründung seit 1951“, hebt Müller hervor – und mit 102 Mitgliedern und Genossenschaftseinlagen von über 800.000 Euro sei sie auch die kleinste Wohnungsgenossenschaft in Köln.

Bei den zahlreichen Anrufern handelt es sich nicht nur um Bewerber für eine günstige Wohnung, sondern es melden sich vor allem Interessenten, die Genossenschaftsanteile erwerben wollen. „Das tun sie nicht nur aus Idealismus, sondern weil mit der Eigenheimzulage auch die staatliche Genossenschaftszulage im kommenden Jahr auf der Kippe steht“, weiß Müller. Diese Zulage bekommen nur Anteilszeichner von Genossenschaften, die nach 1995 gegründet wurden und die „eigentumsorientiert“ sind. „Eine Eigentumsorientierung steht eigentlich im Widerspruch zum Genossenschaftsgedanken“, gesteht der Architekt. Aber weil die Mehrheit der Bewohner in den beiden Häusern der WOGE einem Verkauf auch nur einer Wohnung schriftlich zustimmen müsste, „scheint uns dieser Fall sehr unwahrscheinlich.“

Entstanden war die WOGE auf eine Initiative der Mieterinnen und Mieter des Wohn- und Geschäftshauses Krefelderwall 20. Die Stadt Köln wollte es im April 1997 an einen privaten Bewerber verkaufen, der über 150 Prozent des Verkehrswertes geboten hatte. „Es wäre nicht die erste Privatisierung mit bösen Folgen für die Mieterinnen und Mieter gewesen“, erklärt Müller. Mit Freunden und Bekannten gründeten sie die WOGE und bekamenden Zuschlag beim Kaufvertrag, nachdem sie beim Stadtrat gegen die ursprünglichen Verkaufspläne protestiert hatten.

Beim Krefelder Wall sollte es nicht bleiben: So trat im vergangenen Jahr eine Gruppe der WOGE bei, die bis zum nächsten Sommer mit einem hohen Anteil Selbsthilfe zwei Häuser in der Ehrenfelder Rothehausstrasse sanieren will. Wie auch im Krefelder Wall werden sich die Mieten dort mit 6 Euro 50 dauerhaft unterhalb des mittleren Mietspiegels bewegen.

ALBRECHT KIESER