Schöner pinkeln

Innovatives Pissoir auf dem Hansaplatz eröffnet. Urinal ohne Wasserspülung in Kneipenvierteln geplant

In Hamburg gibt es mehr öffentliche Toiletten als vor zehn Jahren. Waren damals lediglich 133 öffentliche Klos zugänglich, sind es heute mehr als 160, wie Peter Grönwall von der Umweltbehörde sagt. Grund dafür ist das Toilettenkonzept, das die Behörde seit 1994 entwickelt hat. Gestern wurde am Hansaplatz eine weitere eröffnet. Der Prototyp der Firma JCDecaux ersetzt einen stinkenden Gulli.

Das neue Pissoir zeichnet sich durch eine Stahlkonstruktion aus. Mattgläserne Wände bieten Sichtschutz, aber nur so viel, dass sich keiner in der Toilette einen Schuss setzen kann. Das Urinal braucht keine Wasserspülung. Das ist wichtig, weil Urin zusammen mit dem im Wasser enthaltenen Kalk Ablagerungen so hart wie Beton bildet. „Wir hatten früher hochfrequentierte Toiletten-anlagen mit einem 100er-Rohr, die waren nach 14 Tagen zur Hälfte zu“, sagt Grönwall.

Dass hier lediglich ein Pissoir und keine komplette Toilette gebaut wurde, erklärt Heinz-Peter Henker von JCDecaux mit dem Sozialverhalten von Frauen: Sie pinkeln nicht einfach in Hauseingänge oder ins Gebüsch. „Es gibt hier eine ganz harte Alki-Szene“, sagt Henker. Die Männer hätten die Bäume überdüngt und das Denkmal besudelt.

Pissoirs von dem neuen Typ plant Grönwall auch für andere Orte mit viel Kneipenpublikum wie die Wohlwillstraße in St. Pauli, allerdings nur als Ergänzung zu den öffentlichen Vollversorgungstoiletten. Deren zum Teil 100 Jahre alten Standorte hat Grönwall in seinem neuen Konzept der Infrakstruktur von heute angepasst. Überdies erschloss der Senat neue Finanzierungsquellen für die Klos. 30 wurden in Kombination mit Kiosken verpachtet. JCDecaux hat an 17 touristischen Punkten in Hamburg Automatiktoiletten aufgestellt. Weil die sich durch die Eintrittsgebühr alleine nicht tragen, darf JCDecaux anderswo Werbung machen. Gernot Knödler