Tobias Kuhn alias Monta in der Tanzhalle
: Sie liebt Dich!

„Gitarrenpicking“ nennt man so was, ganz am Anfang des neuen Albums von Monta. Klassisches aus Peter Burschs Gitarrenlehrbuch, etwas stur gespielt, eine Fingerübung an den Rändern zeitgenössischer Popmusik. Denn das hier ist so alt, das war schon immer da. Nach zwei Minuten setzt der Rhythmus ein, dazu schnarrt ein Cello, könnte aber auch ein Schaf sein.

Doch das alles ist nur der Hintergrund des eigentlichen Wunders: Monta, also Tobias Kuhn, der sonst der Würzburger Band Miles vorsteht, das ist vor allem Gesang. Ein Gesang, der so sehr nach vorne drückt, als käme er nicht aus dem Lautsprecher, sondern von einem Menschen, ganz nah bei Dir.

Das zweite Lied, der Hit des Albums: Fast immer nur der eine Satz: „I‘m Sorry, You Got Me.“ Doch dazu eine Melodie zum Davonfliegen. Monta ist beides: Ein kleiner Indie-Pop-Ein-Mann-Betrieb, aber auch das monumentale Gegenteil davon: Verse für Gedichtbände, Melodien, die sich beim Hören ins Riesenhafte steigern. Die so sehr aus dem Herz zu drängen scheinen, dass man sich um den jungen Mainfranken ernsthaft Sorgen machen könnte.

Das erste richtige Monta-Album Where Circles Begin, erschienen beim Wiesbadener Rewika-Label, ist ein Versöhner: Das klingt nach Coldplay und nach einsamen Musikernächten im Studio gleichzeitig, weise und grün hinter den Ohren, nach großem Pop und der kleinen, beiläufigen Idee. „Long Live The Quiet“ singt er jetzt – und da ist es wieder, so ein herrlich gitarrenbuchmäßiges Gitarrenpicking.

Was macht Monta, was macht gute Musik aus? Vielleicht das Gefühl, hier etwas Besonderem beizuwohnen. Etwas, dass so wundervoll weit weg ist von all den Peinlichkeiten „deutscher Popmusik“. Etwas, das sich nicht in einer Szene verortet, sondern selbstbewusst einfach da ist. Sagen wir, wie ein Lambchop-Album. Etwas, das sich selbst genügt – und das es nicht nötig hat, ein Spektakel aus sich zu machen. Monta klingt wertvoll. Nach sehr, sehr viel Mühe. Nach Herzblut auch.

Diese Platte muss man lieben? Vielleicht noch schöner: Diese Platte schmerzt. Sie liebt Dich! Jetzt ist Tobias Kuhn alias Monta, der große Versöhner, in der Hamburger Tanzhalle zu Gast. Long Live The Quiet.

Marc Peschke

Sonntag, 21 Uhr, Tanzhalle