Nobelpreis an Ebadi überreicht

Iranische Rechtsanwältin nimmt als erste muslimische Frau Friedensnobelpreis entgegen. Schirin Ebadi: 11. September wird als Vorwand für Rechtsbruch benutzt

OSLO dpa ■ Die iranische Menschenrechtlerin Schirin Ebadi hat gestern in Oslo als erste muslimische Frau den Friedensnobelpreis in Empfang genommen. Bei der festlichen Verleihung sagte die 56-jährige Anwältin, die Entscheidung des Osloer Komitees werde ohne jeden Zweifel ein Ansporn für die um die Anerkennung ihrer Rechte kämpfenden Frauen nicht nur in Iran, sondern in der gesamten Region sein. „Die patriarchalische Kultur und die Diskriminierung der Frauen, besonders in islamischen Ländern, werden nicht auf ewig andauern können.“

Ebadi erhielt den mit 1,1 Millionen Euro (10 Millionen Kronen) dotierten Preis wegen ihres Einsatzes für die Rechte von Frauen, Kindern und politischen Gefangenen in Iran. Der Vorsitzende des Nobelkomitees, Ole Danbolt Mjøs, würdigte die Juristin als „Wegweiserin und Brückenbauerin“ für mehr Demokratie in ihrem Heimatland und einen Dialog zwischen den Zivilisationen. „In einer Zeit, in welcher der Islam im Westen von weiten Kreisen dämonisiert wird, will das norwegische Nobelkomitee nachdrücklich unterstreichen, wie wichtig und wertvoll der Dialog zwischen den Menschen und verschiedenen Kulturen ist.“

Ebadi sagte über den Konflikt zwischen dem islamischen Mullah-Regime und Reformern in ihrer Heimat: „Die Menschen in Iran haben vor allem in den letzten Jahren gezeigt, dass sie die Teilnahme am öffentlichen Leben als ihr Recht betrachten und dass sie selbst über ihr Schicksal bestimmen möchten.“

Mehrfach kritisierte die Preisträgerin in ihrer Rede indirekt die Invasion der USA und anderer westlicher Länder in den Irak. Wiederholt hätten einige Staaten die universellen Prinzipien und Gesetze der Menschenrechte unter dem Vorwand der Ereignisse des 11. September 2001 und der Bekämpfung des internationalen Terrorismus verletzt. Ebadi kritisierte die Inhaftierung von Gefangenen im US-Stützpunkt Guantánamo und sagte weiter, Millionen Menschen fragten sich, warum Resolutionen des UN-Sicherheitsrates für manche Nationen bindend seien und für andere nicht.

Über die Verwendung des mit dem Friedensnobelpreis verbundenen Geldes sagte Ebadi, es werde ihrer Arbeit zufließen. Sie nannte keine Einzelheiten.