Die Wälder darben

So schlecht ging es dem deutschen Wald seit zehn Jahren nicht mehr: Nur knapp ein Drittel aller Bäume ist gesund

BERLIN taz ■ Der Zustand der Wälder in Deutschland hat sich dramatisch verschlechtert. Nach dem gestern vorgestellten Waldzustandsbericht der Bundesregierung sind nur noch 31 Prozent aller Bäume ohne sichtbare Schäden. Damit ist der Negativrekord von 1992 fast wieder erreicht, die Erholung in den 90er-Jahren auch auf Grund der extremen Trockenheit im vergangenen Sommer zunichte. „Das sind sehr schlechte Nachrichten“, sagte Agrar-Staatssekretär Matthias Berninger (Grüne). Umweltschützer forderten eine „ökologische Wende“ in der Verkehrs- und Agrarpolitik.

Besonders gelitten haben Eichen. Den Buchen geht es bundesweit etwas besser als im Vorjahr, während die deutlichen Schäden bei Fichte und Kiefer nahezu gleich geblieben sind. Alarmierend ist der starke Anstieg bei den leicht geschwächten Bäumen: Dieser liegt bei allen Baumarten um die 45 Prozent, bei den Kiefern sind sogar über die Hälfte angeschlagen. Schuld ist vor allem die lange Trockenheit: Der kalte April und die sommerliche Hitzewelle waren Gift für das Immunsystem der Wälder. Stickoxide und Ammoniak aus der Landwirtschaft sowie hohe Ozonwerte wegen des Verkehrs taten ihr Übriges.

So werden die Wälder auch im nächsten Jahr ein gefundenes Fressen für Borkenkäfer und Schmetterlingsraupen. Durch die lange Dürre und die Windstille haben sie sich bereits in diesem Sommer massenhaft vermehrt. Im Fall eines milden Winters sei „eine sehr, sehr starke Belastung“ zu erwarten, sagte Berninger. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müsse deshalb „unideologisch“ gehandhabt werden.

Waldböden müssten gekalkt werden, um die Versäuerung der Böden aufzuhalten. Daran hätten aber sowohl öffentliche als auch private Waldbewirtschafter im letzten Jahr gespart, so der Staatssekretär. Der Bund für Umwelt und Naturschutz dagegen sieht die Hauptursache der Waldschäden in einer verfehlten Verkehrspolitik der Bundesregierung. DANIELA ENGLERT