die studentische revolution ist gescheitert
: Bloß nicht links sein

Heute machen die Studenten Großdemo mit allen, die sonst noch benachteiligt sind. Revolution? Nö, leider nicht.

Revolution – heute 13 Uhr. Da machen die Studenten Großdemo gegen Sozialabkahlschlag und Bildungsabbau. Mit Arbeitslosen, Behinderten und Arbeitern. Das ist die neue außerparlamentarische Opposition, versprechen studentische Wortführer. Revolution! Doch dazu wird es nicht kommen. Leider.

Denn wenn die Studenten die Gesellschaft umkrempeln wollten, dann müssten sie es eben … wollen. Doch sie haben kein solches Ziel. Sie sind gegen Kürzungen – auf diesen kleinsten gemeinsamen Nenner kann man sich einigen. Auf alles was darüber hinausgeht nicht. Beispiel Studiengebühren. Es sind nicht die Studenten dagegen. Sondern bloß die meisten. Und auch diese Mehrheit wackelt. Noch schlimmer wird es, wenn andere mitprotestieren. Wehe, es taucht auf einer Studentendemo ein Redner von Attac oder – o Gott – einer parteilichen Jugendorganisation auf. Sofort murrt die Hälfte der Versammlung und fühlt sich von denen für deren Ziele missbraucht. Dem Fußvolk fehlt die einigende Vision. Den Anführern auch. „Die fehlgeleitete Rotstiftpolitik verhindert eine soziale und demokratische Entwicklung der Gesellschaft“, sagt Nele Hirsch vom fzs, dem bundesweiten Dachverband der Studierendenvertrungen. Also ran an die Gesellschaft. Verändern. Aber die studentischen Vertreter haben sich in den letzten Jahren Pragmatismus antrainiert. Konzentration auf rein studentische Probleme. Scheiße, bloß nicht links sein. Es sollen alle mitmachen können. Teils war das aufgezwungen. Konservative Studenten haben jeden Asta wegen allgemeinpolitischer Betätigung verklagt, der es wagte, Missstände außerhalb des Campus anzusprechen. Aber diese Haltung war auch gewollt. Alle nicken, wenn man nur über volle Hörsäle spricht. Über ein Schulsystem, das blöde Studienanfänger produziert, redet man lieber nicht. Igitt. Ist nicht studentisch. Mit Pragmatismus lässt sich das Tagesgeschäft erledigen. Eine Gesellschaft verändert man damit nicht. DANIEL SCHULZ