Ökologischer

Wahnsinn

Mit deutlichen Worten kritisiert der Landesnaturschutzverband (LNV) die Praxis, Wintersport in unseren Breiten künstlich am Leben zu erhalten. Der LNV-Vorsitzende Reiner Ehret fürchtet, dass der „Wahnsinn zur Methode wird“, wenn Kunstschnee auf den Pisten, Langlaufwettbewerbe am Rheinufer und Biathlonwettbewerbe in Fußballstadien zum Normalfall werden.

Als besonders eklatantes Beispiel für diese Fehlentwicklung führt Ehret die zurzeit laufenden Transporte von 100 Lkw-Ladungen Schnee aus der Schweiz – immerhin ein gedachter Fahrzeugkonvoi von zwei Kilometer Länge – für das Weltcup-Springen in Titisee-Neustadt an. Für den LNV verdeutlichen derartige Klimmzüge, dass von den Verantwortlichen die Tatsache des sich abzeichnenden Klimawandels völlig ignoriert wird. Der durch die Erwärmung unseres Klimas bedingte permanente Anstieg der Schneegrenze – nach neuesten Daten im Schwarzwald rund 15 m pro Jahr – bedeute, dass sich Wintersport unter natürlichen Bedingungen an vielen der heutigen Sportstätten künftig nicht mehr betreiben ließe. Jegliches Aufbäumen gegen diese Entwicklung führe nach Ehrets Worten zwangsweise in eine Sackgasse: So sei auch Schnee aus Schneekanonen auf winterliche Temperaturen angewiesen. Ferntransporte aus den Alpen verursachten zusätzlichen Verkehr, verbrauchten immense Mengen an Energie und erzeugten vermeidbare Schadstoffemissionen. Dies gälte auch für gigantischen Skihallen. „Das Paradoxe ist“, so Ehret, „dass so die Klimaerwärmung beschleunigt und dadurch immer weniger natürlicher Schnee auf den Pisten und Loipen liegen wird.“

Die „Schneekünstler“ in den Ski- und Tourismusverbänden sägten also unbeirrt den Ast ab, auf dem sie sitzen. Der LNV rät allen Verantwortlichen, endlich den harten Realitäten ins Auge zu sehen: „Die Millionen-Investitionen in den Skizirkus am Feldberg und in die Sprunganlagen in Titisee-Neustadt und Hinterzarten werden sich schon in wenigen Jahren als krasse Fehlinvestitionen herausstellen“, prophezeit der LNV-Vorsitzende. Die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, sei die Umkehr zu einem wirksamen Klimaschutz. Dies sei auch die letzte Chance, die Verhältnisse in den Mittelgebirgen Deutschlands dauerhaft so zu erhalten, dass Wintersport im Naturschnee möglich ist.