Umweltbewegung

… in Brasilien

Die Technokraten des brasilianischen Militärregimes (1964–85) verbreiteten das Bild der „demografischen Leere“ Amazoniens, des „Landes ohne Menschen“, das von „Menschen ohne Land“ bevölkert werden sollte. War vor dreißig Jahren 1 Prozent des Regenwaldes abgeholzt, sind es mittlerweile rund 15 Prozent. Und der Raubbau geht weiter.

Mit der Demokratisierung der Achtzigerjahre bekamen auch die dortigen Basisbewegungen Auftrieb. Im Bundesstaat Acre organisierte der Gummizapfer und Umweltaktivist Chico Mendes den gewaltfreien Widerstand gegen Holzfäller und Viehzüchter. Wie kein Zweiter schärfte er dadurch das Bewusstsein für die drohende Ökokatastrophe in Amazonien und erreichte die Ausweisung eines Sammelreservats für Gummizapfer. Am 22. Dezember 1988 wurde Mendes von zwei Großbauern erschossen. Sein Tod wirkte als Katalysator und machte den Raubbau am Regenwald endgültig zum internationalen Politikum.

Seither ist die brasilianische Umweltbewegung gewachsen, vor allem in den städtischen Mittelschichten. Hunderte Basisgruppen bilden ein Netzwerk, „grüne“ Themen fließen immer stärker in den gesellschaftlichen Mainstream. Marina Silva, eine Kampfgefährtin von Mendes, versucht nun als Ministerin neue Akzente zu setzen, etwa durch schärfere Kontrollen der Holzwirtschaft.

Allerdings ist bei den AktivistInnen, die sich für ein „nachhaltiges Amazonien“ einsetzen, die Enttäuschung über die Mitte-links-Regierung groß. Denn für Präsident Lula, der sich auch gern auf Chico Mendes beruft, sind die Ökologie und eine Politik zugunsten der Indígenas zweitrangig. GD