Strikte Regeln für Hanau gefordert

Experte: Atomfabrik kann Waffenplutonium herstellen. China-Besuch im Kanzleramt

BERLIN dpa/taz ■ Der umstrittene Verkauf der Hanauer Atomfabrik sorgt weiter für Aufregung. Auch der zivile Betrieb der MOX-Anlage sei militärisch relevant, sagte der Ex-Atommanager und Nuklearexperte Klaus Traube gegenüber der taz. Die Anlage könne Brennstäbe für einen schnellen Brüter herstellen, in dem dann waffenfähiges Plutonium produziert werden könne. Die Produktion dieses waffenfähigen Stoffes finde dann im so genannten Brutmantel des Brüters statt, also nicht in der gleichen Anlage. „Die Weiterverfolgung der Geschichte der Brennelemente führt nicht auf diese Spur. Deshalb kann man die Produktion von waffenfähigem Plutonium, die mittelbar durch diese Anlage ermöglicht wird, nur verhindern, wenn man den Einsatz der Brennelemente im Brüter verbietet.“

Nach Informationen von Traube planen die Chinesen neben dem Forschungsbrüter auch ein größer angelegtes konventionelles Brüterprojekt. „Nur deshalb macht es Sinn, dass die Chinesen den Kalkar-Brüterkern kaufen wollen.“

Gegen den Export spricht für Traube noch eine zweite Gefahr: Es sei einfach, die einzelnen Instrumente, Maschinen und Roboter der Hanauer Fabrik zu kopieren und anderweitig zu benutzen, ohne dass dies bei einer möglichen Inspektion auffallen würde.

Traube war in den Sechzigern für die Atomindustrie an der Entwicklung des deutschen schnellen Brüters führend beteiligt.

Gestern bestätigte ein Regierungssprecher, dass bereits am Mittwoch ein Mitarbeiter der chinesischen Botschaft im Kanzleramt wegen des Verkaufs unterrichtet worden sei. Das sei ein „ganz normaler Vorgang“, sagte der Sprecher. Die deutsche Seite habe eine schriftliche Verpflichtung Chinas verlangt, die Anlage nur zu zivilen Zwecken zu nutzen und eine IAEO-Überwachung zuzulassen. Beide Bedingungen seien aus chinesischer Sicht zu erfüllen, hieß es. BPO