Glaubenskrieger
: Auf dem Kreuzzug

Buße muss sein, wer wüsste das besser als jene, die das große C wie eine Monstranz vor sich herzutragen pflegen. Und wenn es gilt, wacker für den rechten Glauben zu streiten, kennen sie keine Freunde mehr. Ihre Plätzchen jedenfalls kann Maria Jepsen am 9. Dezember in aller Stille selbst verzehren, denn nicht mal mehr trockenes Gebäck nimmt Hamburgs C-Senat von der Bischöfin an. Zum Adventsempfang in St. Katharinen geruhen Bürgermeister Ole von Beust und drei seiner SenatorInnen nicht zu erscheinen, weshalb sie sich fürderhin rühmen dürfen, als erster Senat seit 1945 diesem gesellschaftlichen Ereignis nicht beizuwohnen. Aber auf keinen Fall, so raunt es aus dem Rathaus, weil die Regenten Zorn fühlen ob der Widerborstigen zu Neuenfelde, welchselbe die Bischöfin zur erhofften Landebahnverträglichkeit nicht zu bekehren vermochte. I wo, wegen Terminschwierigkeiten sagten sie ihre leibhaftige Erscheinung ab, denn woher soll eine C-Partei wissen, wann Weihnachten ist. Die Bischöfin in ihrer christlichen Duldsamkeit fügt sich wortlos in ihr Schicksal, erleichtert darob, dass der Bürgermeister die Säkularisierung der C-Partei nicht noch durch seinen Kirchenaustritt forciert. Aber sie ahnt ja auch noch nicht, dass der Senat heimlich eine Gesetzesnovelle vorbereitet: Kirchensteuern sollen nicht mehr staatlich eingetrieben, sondern per Kollekte gesammelt werden. Aber nur am Sonntagvormittag vor Einkaufszentren. Also denn: Stille Nacht, allerseits. Sven-Michael Veit