: berliner szenen Hurra, Fahrplanwechsel!
Kursbuchkontrolle
Für manch einen ist es ein Tag wie jeder andere. Für die Spezies der Pufferküsser ist Sonntag der 12. Dezember aber der Tag der Tage. Endlich Fahrplanwechsel! Ein ganzes Jahr hat man auf diesen Termin hingefiebert. Überlegt, wie man den Fahrplan selbst optimieren würde, Befürchtungen über Streckenstilllegungen gehegt und gehofft, Mehdorns Schergen würden nicht die gleichen Ideen haben.
In diesem Jahr ist die Lage besonders brisant, denn nach rund 18 Jahren Bauzeit wird die Strecke Berlin–Hamburg neu eröffnet. Seit der Zeit der Fliegenden Holländer der Nazi-Bahn sind die Züge nicht mehr so schnell gewesen. Außerdem geht’s öfter und schneller nach Prag.
Die Wochen vorm Fahrplanwechsel verbringt man mit der Suche nach Infos. Beilagen in den Zeitungen sind zu kontrollieren, Schalterleute auszufragen, Strecken noch einmal abzulaufen. Diesmal aber ist der Wurm drin. Zuerst verpasste man den Morgenpost-Fahrplan, dann auch den beknackt nach Himmelsrichtungen geordneten der Berliner Zeitung. Drei Kioske hatten am nächsten Tag kein Exemplar mehr. Im Café mochte ich ihn nicht klauen.
Vor etwa zwei Wochen dann die Nachricht: es kann sich nur noch um wenige Tage handeln. Einige Tage später dann der Schock. „Die Städteverbindungen sind schon wieder weg.“ Zu starke Nachfrage? Der ältere Beamte beugt sich nach vorn, flüstert: „Da waren so viele Fehler drin, haben se alle wieder abgeholt, werden eingestampft. Haben se wohl nicht Korrektur gelesen, Sparmaßnahmen.“ Hätte ich doch wenigstens ein, wahrscheinlich wertvolles Fehldruck-Exemplar. Aber nichts. Was mit den neuen Kursbüchern ist, mag man sich gar nicht ausmalen. Auch Altpapier? ANDREAS BECKER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen